1. KAPITEL
Ein Monat später
Jared Westmoreland hatte einen nervenaufreibenden Vormittag. Angefangen hatte alles mit der Nachricht, die seine Mutter Sarah ihm am Vorabend auf dem Anrufbeantworter hinterlassen hatte.
Er sollte seinen fünf Brüdern mit gutem Beispiel vorangehen und in weiblicher Begleitung zum Abendessen erscheinen, das sie und seine Tante Evelyn anlässlich der Geburtstage seines Vaters und seines Onkels am Ostersonntag ausrichteten.
Sein Cousin Storm hatte vor Kurzem geheiratet, und dabei war Jareds Mutter wieder einmal schmerzlich bewusst geworden, dass ihre sechs Söhne bisher noch kein ernsthaftes Interesse an festen Bindungen gezeigt hatten. Als ältester war er nun an der Reihe und sie war entschlossen, ihn in die richtige Richtung zu lenken.
Es spielte keine Rolle, dass er und seine Brüder erfolgreich waren und ihr Singleleben genossen. Sarah Westmoreland war überzeugt davon, dass sie nur wirklich glücklich werden konnten, wenn sie die Frau fürs Leben fanden und heirateten. Sein Bruder Spencer war der Einzige, den sie nicht mit diesem Thema nervte, da seine Verlobte vor drei Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen war.
Jared erhob sich von seinem Stuhl und ging hinüber zum Fenster. Neben der Verstimmung über den Anruf seiner Mutter hatte er sich auf dem Weg zur Arbeit über den dichten Verkehr aufgeregt. Er war viel zu spät gekommen.
Und als ob dies nicht schon reichen würde, hatte ihm gerade der Entertainer Sylvester Brewster telefonisch mitgeteilt, dass er sich von seiner dritten Ehefrau scheiden lassen wollte. Sylvester war gut fürs Geschäft, aber Jared konnte einfach nicht begreifen, warum sich sein Klient immer wieder auf Beziehungen einließ, die nicht von Dauer waren.
Das Telefon klingelte. Kann es noch schlimmer kommen? fragte er sich resigniert, ging zum Schreibtisch zurück und nahm den Hörer ab. „Was gibt es, Jeannie?“
„Mr Westmoreland, Ihre Mutter ist am Apparat.“
Jared schüttelte den Kopf. Ja, es konnte noch schlimmer kommen. „Stellen Sie durch. … Hi, Mom.“
„Hast du meine Nachricht abgehört, Jared?“
Jared verdrehte die Augen. „Ja, Mom.“
„Schön. Dann lege ich nächsten Sonntag noch ein Gedeck mehr auf.“
Jared hätte ihr gerne respektvoll, aber bestimmt erklärt, dass der Platz neben ihm vermutlich leer bleiben würde. Doch bevor er überhaupt dazu kam, fuhr seine Mutter bereits fort: „Vergiss nicht, du bist der Älteste und solltest mit gutem Beispiel vorangehen. Außerdem bist du auch nicht mehr der Jüngste.“
Sie tat so, als sei er bereits siebenundfünfzig und nicht erst siebenunddreißig. Davon abgesehen wusste seine Mutter, wie er über die Institution Ehe dachte. Himmel, er war schließlich Scheidungsanwalt!
Seine Erfahrung mit den ganzen Trennungsprozessen hatte ihm gezeigt, dass eine Ehe die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllte. Menschen heirateten, und die meisten ließen sich dann wieder scheiden. Es war ein Teufelskreis. Einerseits verdiente er damit Geld, andererseits machte es ihn krank. Obwohl es in seiner Familie viele glückliche Ehen gab, die schon lange Jahre hielten, waren diese für ihn die Ausnahmen und nicht die Regel.
Bei seinem Glück wäre er sicher der Erste in der Familie, dessen Ehe scheitern würde, und er hatte nicht vor, die Statistik zu bestätigen.
„Jared, hörst du mir zu?“
Er seufzte. Wenn sie diesen Ton anschlug, blieb ihm keine Wahl. „Ja, Mutter, aber ist es dir schon einmal in den Sinn gekommen, dass Durango, Ian, Spencer, Quade, Reggie und ich gerne Singles sind?“, fragte er, um einen höflichen Ton bemüht.
„Ist es einem von euch schon einmal in den Sinn gekommen, dass Vater und ich auch nicht jünger werden? Wir hätten gerne Enkel, solange wir noch geistig fit sind.“
Jared war fassungslos. Erst bedrängte sie ihre Söhne zu heiraten, jetzt war sie bereits bei Enkelkindern. Er war jedoch klug genug, sich nicht mit der dickköpfigen und fürsorglichen Sarah Westmoreland anzulegen. Das hätte ihm heute noch gefehlt. Eher würde er die Konfrontation mit einem uneinsichtigen Richter bei Gericht suchen, als mit seiner Mutter zu streiten. Dies war ein aussichtsloses Unterfangen, für das er momentan nicht genug Energie hatte.
„Mal sehen, was sich machen lässt“, schlo