Die Zeit ist eine zähe, langsam aushärtende Masse. Vielleicht gibt es sie gar nicht in diesem Moment. Sie haben die Rathausuhr abgehängt. Statt des großen Ziffernblattes klafft ein kreisrundes Loch. Das Rathaus wird renoviert, der gotische Dachreiter über dem barocken Wellengiebel und das steil zulaufende Dach sind verdeckt von Planen und Gerüsten. Arbeiter hieven Stahlstangen von Ladeflächen, ihre Rufe schallen über den Platz. Das Glockenspiel, 18 Glocken unterschiedlicher Größe, die an einem aus Metall gegossenen Rahmen um eines der Fenster hängen, und das die Bustouristen gerne filmen, weil es einmal am Tag »Gott mit dir, du Land der Bayern« spielt und ihnen beweist, dass sie in der Tat in Bayern sind, ist nicht mehr da. Auf dem First der Sankt-Barbara-Kirche hocken die Störche, aufgereiht, als hätte sie jemand dort platziert.
Im Sommer sitzen Männer unter den Sonnenschirmen vor der leuchtend gelben Fassade des großen Brauereigasthofs mit den geschwungenen Giebeln und dem Bild der Gottesmutter und trinken Bier, aber es ist Frühherbst oder spät im Frühling. Ich bin in meinen frühen Dreißigern, jedes Mal in