: Zsigmond Móricz
: Der glückliche Mensch
: Guggolz Verlag
: 9783945370728
: 1
: CHF 19.00
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: Hauptwerk vor 1945
: German
: 508
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Zsigmond Móricz (1879-1942) hat sein ganzes schriftstellerisches Werk der Beschreibung der ungarischen Landbevölkerung gewidmet. Mit dem Protagonisten György Jo. schuf er in »Der glückliche Mensch« einen Prototyp des unverwüstlichen, Tag für Tag im Dienst bei größeren Landbesitzern seinen Lebensunterhalt erwirtschaftenden Kätners. Dieser erinnert sich an die Freuden seines Aufwachsens, zwischen Amselnestern, Ackerkrume und Apfelernte, geprägt von Gelegenheitsarbeiten und alltäglichem Maisbrot mit Speck. Obwohl die sozialen Verhältnisse im Dorf immer weiter auseinanderklaffen, die Reicheren sich den verbliebenen Besitz der ärmeren auch mit unlauteren Mitteln unter den Nagel reißen und György und seine Mutter sich zunehmend beschränken müssen, findet dieser mit nie versiegendem Humor auch im arbeitsamen Alltag und beim abendlichen Tanzvergnügen mit den Mädchen aus der Nachbarschaft das Glück des einfachen, aber wahren Daseins. Der schlichten Schönheit der mündlichen Erzählung Györgys kann man sich beim Lesen nicht entziehen. Man fiebert mit, wünscht sich, dass die Bemühungen um ein wenig Wohlstand erfolgreich sein m.gen, und bangt bei seinen Abenteuern ums Gelingen. Timea Tankó bleibt in ihrer kraftvollen Übersetzung ganz nah am unverstellten Erzählton von Móricz und verleiht der Geschichte damit eine vor Erlebnislust und Bauernschläue nur so strotzende Lebendigkeit. Eines wird bei allen Rückschlägen dabei niemals verloren: die Hoffnung auf den nächsten Sonnenaufgang und einen weiteren Tag voller Möglichkeiten auf neues Glück. Erscheinungstermin März 2023

Zsigmond Móricz (1879-1942) wurde als erstes von neun Kindern eines armen Kleinbauern und einer Pastorentochter geboren. Als Kind lernte er die Armut auf dem Land kennen, doch da er großen Bildungshunger hatte, konnten ihn seine Eltern als Schüler in das Kollegium von Debrecen schicken. Sein Studium der Theologie und der Rechtswissenschaft brach er dann jedoch ab und arbeitete als Journalist in Budapest. Mehrere Sommer hindurch sammelte Móricz Volkslieder im Komitat Szatmár und hatte dabei die Gelegenheit, die Verhältnisse auf dem ungarischen Dorf, besonders das Leben der armen Landbevölkerung, intensiv zu erleben. 1908 wurde in der Zeitschrift Nyugat eine erste Erzählung von ihm abgedruckt, der eine Vielzahl an Romanen und Erzählungen folgte. Móricz nahm - entgegen den Strömungen der Literatur seiner Zeit - in ihnen mit einem ganz eigenen Realismus das Leben der armen Landarbeiter in den Blick und schilderte die Schwierigkeiten, sich angesichts individueller wie kollektiver gesellschaftlicher Widersprüchlichkeiten zu behaupten und in brutaler sozialer Not Menschlichkeit zu bewahren.

Ich saß in der Redaktion und arbeitete. Meine Arbeit besteht darin, die eingehenden Manuskripte zu lesen. Jährlich werden uns an die tausend Romane und Erzählungen zugesendet. Wie viele Menschen es gibt, die es als wichtig, notwendig, ja unerlässlich empfinden, ihr Leben zu erzählen! Wie wunderbar der Mitteilungsdrang des Menschen doch ist.

Es klopfte an der offenen Tür, und herein trat ein Mann mit langen Beinen. Er sagte nichts, lächelte nur, und ich erkannte in ihm meinen Landsmann György Joó, einen Kleinbauern aus der Gegend Tiszahát.

»Schönen guten Tag, Vetter Zsigmond«, grüßte er höflich.

»Grüß Gott. Was führt dich denn zu mir?«, fragte ich.

Er lächelte immer noch, etwas verstohlen, und suchte sichtlich nach Worten.

»Ich komme in wichtiger Angelegenheit«, sagte er schließlich.

»Setz dich und erzähle.«

Er nickte, setzte sich, nickte noch einmal. Er sah nicht aus wie jemand, der um etwas bitten wollte, vielmehr so, als führte er etwas ganz Bestimmtes im Schilde. Er streckte die langen Beine breit aus, als säße er auf einer Ofenbank, kreiste mit den bestiefelten Füßen, blickte zum Boden und schwieg voller Vertrauen.

»Nun zünd dir eine Zigarette an und erzähl, was du mir mitgebracht hast«, sagte ich.

Er nahm eine Zigarette aus der Schachtel, rollte sie fachmännisch zwischen den Fingern und zündete sie an, dann wandte er mir den Blick zu, die schwarzen Augen glänzten, das Gesicht leuchtete.

»Ich sage Ihnen, warum ich gekommen bin. Vetter Zsigmond, ich