Kapitel 2
Zwei Jahre später
Lincoln Beach veränderte sich nie. Ich erkannte die goldglänzende Spitze des Strandpavillons, die sich im Nebel erhob, als ich die Kurve auf dem Pacific Coast Highway nahm. Der alte BMW meiner Mutter hustete, aber ein Tritt aufs Gaspedal brachte mich über die Kuppe und in die Stadt. Ich fuhr an der ersten Ausfahrt vorbei und weiter bis zur Ocean Street.
Außer dem 7-Eleven war noch nichts geöffnet, also parkte ich am Straßenrand und ging hinein, um mir einen Kaffee zu holen.
Der schmuddelige Kerl hinter dem Tresen blickte von seiner Zeitung auf und schielte den ganzen Weg zur Kaffeestation zu mir herüber. Dachte er, ich würde mich mit einer Tüte Fritos aus dem Staub machen?
Ich goss mir einen großen Kaffee ein, kippte etwas Zucker hinterher und brachte ihn nach vorne. Ich legte drei Dollar auf den Tresen und wandte mich zum Gehen.
»Hey!«, bellte der Typ.
Ich erstarrte und wappnete mich instinktiv für:Bist du nicht der Typ, der seinen Alten ins Gefängnis gebracht hat? Es war überall in der Zeitung.
Stattdessen streckte er mir seine Hand entgegen. »Sie haben Ihr Wechselgeld vergessen.«
»Danke.« Wow, ganze dreißig Cent. Ich warf sie in das Trinkgeldglas neben der Kasse und machte mich auf den Weg zur Tür.
Gott, entspann dich. Seit der Verhandlung sind vier Jahre vergangen. Niemand erinnert sich daran. Außer Sharon. Und Gram. Und alle, die letzte Woche seine verdammte Todesanzeige in der Zeitung gelesen haben.
Leichter Nebel lag in der Luft und die feuchte Kühle ließ meinen Kiefer schmerzen. Kaum zu glauben, dass es Juli war. Die Leute dachten, in den kalifornischen Küstenstädten gäbe es nur Shorts und Sandalen. Sie hatten keine Ahnung. In einem Monat würde es sonnig und warm sein, aber bis dahin musste ich mich mit dem beschissenen Sommerwetter in der Stadt rumschlagen.
Fast wäre ich wieder ins Auto gestiegen, aber meine Beine waren schon ganz verkrampft, weil ich die ganze Nacht hinter dem Steuer gesessen hatte. Also zog ich meinen Kapuzenpulli zu und lief stattdessen. Hier unten gab es viel mehr leere Schaufenster, als ich in Erinnerung hatte, und auch ein paar kaputte Straßenlaternen. Diese Seite der Stadt hatte noch nie einen besonders guten Ruf gehabt.
Verdammt, es war echt kalt und der Kaffee in meiner Hand half nicht dagegen. Der Scheiß schmeckte eh nach gezuckertem Schlamm. Ich warf ihn in einen Mülleimer und ging weiter. Meine Sneaker knirschten auf dem feuchten Bürgersteig. Ich lief vorbei an einem alten, heruntergekommenen Mann, der in der Tür des Secondhand-Ladens schnarchte, und vorbei an der Bank, bei der ich früher meine Gehaltsschecks eingelöst hatte.
Ein vertrauter alter Ford Pick-up-Truck tuckerte und stotterte die Straße hinunter und hielt an der Ampel an der Ecke. Ich lief hinüber und klopfte an das Fenster. Zuerst war ich mir nicht sicher, ob Eddie mich erkannte, doch dann weiteten sich seine Augen und er beugte sich vor, um die Tür zu öffnen. Ich kletterte hinein u