: Walter Scott
: Die Presbyterianer. Band Drei Historischer Roman in drei Bänden (Illustrierte Ausgabe)
: apebook Verlag
: 9783961305513
: 1
: CHF 3,50
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
'Die Presbyterianer' ist ein Roman von Sir Walter Scott, veröffentlicht 1816 und ein Meisterwerk des Genres der historischen Romantik. Die Geschichte spielt 1679 in Schottland, in einer Zeit politischer Unruhen, als die abweichenden Presbyterianer gegen den englischen König Charles II. aufbegehrten. Die Hauptfigur, Henry Morton, ist ein Gemäßigter, der sich gezwungen sieht, die Presbyterianer zu unterstützen, als er erfährt, dass einige seiner Verwandten zu den Dissidenten gehören... Dies ist der dritte von insgesamt drei illustrierten Bänden.

Kapitel II


 

Doch horch! im Zelt ein andrer Ton,
Nicht Fried und Ruh herrscht länger.

Burns.

Die Lowdien Mallischa sie
Kamen herab in blau,
Fünfhundert Mann aus London auch
Gekleidet rötlich blau.

Bothwell Lines.

 

ls Morton die wohlgeordneten Vorposten der Königlichen verlassen hatte und bei denen seiner eigenen Partei ankam, bemerkte er nur zu sehr den Unterschied der Disziplin beider Heere und wurde für die Folgen nicht wenig besorgt. Dieselbe Zwietracht, die im Kriegsrate herrschte, wütete jetzt auch unter den Geringsten, und die Vorposten und Streifwachen waren eifriger darauf bedacht, über die wahren Ursachen des göttlichen Zorns zu streiten und die Grenzen erastianischer Ketzerei festzusetzen, als die Bewegung ihrer Feinde zu beobachten, obgleich sie schon die königlichen Trommeln und Trompeten vernehmen konnten.

Auf der langen und schmalen Bothwellbrücke, über die der Feind notwendig zum Angriff vorrücken mußte, standen zwar Wachtposten, aber auch diese waren wie die andern geteilt und entmutigt, und da sie die Meinung hegten, sie seien auf einem verzweifelten Punkte, dachten sie daran, sich zur Hauptmacht zurückzuziehen. Dies würde das Verderben des Heeres beschleunigt haben, denn von der Verteidigung oder dem Verluste des Passes hing das Glück oder Unglück des Tages ab. Ein unbedeutendes Gebüsch ausgenommen, lag jenseits der Brücke lauter ebenes freies Feld, also ein Boden, auf dem die ungeregelten Insurgentenmassen, denen es sehr an Reiterei und gänzlich an Geschütz fehlte, nicht hoffen konnten, dem Angriffe regulärer Truppen Widerstand zu leisten.

Morton besichtigte den Paß genau und hoffte, wenn er drei oder vier Häuser auf dem linken Ufer und die Erlen und Haselbüsche an beiden Seiten besetzen ließe, den Paß gegen eine überlegene Macht verteidigen zu können, zumal wenn er ihn noch verschanzte und die Tore des Portals verschloß, das nach alter Art auf dem mittleren Bogen der Brücke erbaut war. Demgemäß traf er seine Anstalten und ließ das Brückengeländer auf der dem Feinde zugekehrten Seite des Portals niederreißen, damit es ihm beim Angriff nicht zum Schutz diene. Morton beschwor sodann die Wache dieses wichtigen Postens, wachsam und auf ihrer Hut zu sein, und versprach schleunigst beträchtliche Verstärkung zu senden. Zur Beobachtung der feindlichen Bewegungen ließ er Vedetten über den Fluß schicken, welche sich sogleich auf das linke Ufer zurückziehen sollten, sobald der Feind anrücke; endlich trug er ihnen noch auf, regelmäßige Berichte ihrer Beobachtungen dem Hauptcorps zukommen zu lassen. Leute unter Waffen und in einer gefährlichen Lage sind für gewöhnlich geneigt, das Verdienst ihrer Anführer hoch zu schätzen. Mortons Einsicht und Tätigkeit gewann ihm schnell das Zutrauen seiner Leute, und mit mehr Mut und Hoffnung als zuvor fingen sie an, ihre Stellung nach seinen Befehlen zu befestigen, und brachen in