: Martha Nussbaum
: Gerechtigkeit für Tiere Unsere kollektive Verantwortung
: Theiss in der Verlag Herder GmbH
: 9783806246032
: 1
: CHF 24,80
:
: 20. und 21. Jahrhundert
: German
: 416
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein dringender Appell zum Schutz aller Tiere von der berühmten Philosophin Weltweit sind Tiere in Not: sei es durch die Zerstörung ihrer Lebensräume, sei es durch die Qualen der industriellen Tierhaltung, durch Wilderei oder durch die Vernachlässigung von Haustieren, die wir angeblich so lieben. Tiere erleiden jeden Tag Ungerechtigkeit und Grausamkeit durch unsere Hände. Martha Nussbaum entwickelt, ausgehend von ihrem grundlegenden Fähigkeiten-Ansatz, eine neue philosophische, juristische und moralische Grundlage zum Schutz der Tiere. Von Delfinen bis Krähen, von Elefanten bis Tintenfischen schildert sie das Leben von Tieren mit Staunen, Ehrfurcht und Mitgefühl und weist den Weg in eine Welt, in der wir Menschen Freunde der Tiere sind und nicht Ausbeuter oder Nutzer. - Ausweitung von Nussbaums Fähigkeiten-Ansatz auf die Tierwelt - Ein Handbuch für Veränderungen in Politik und Recht - Ein ehrlicher Ratgeber für die ethische Koexistenz mit allen Lebewesen der Erde - Kritische Auseinandersetzung mit verschiedenen Strömungen der Tierethik - Das aktuelle und persönlichste Buch der berühmten Denkerin, gewidmet ihrer verstorbenen Tochter Ein Fundament für die politischen Rechte der Tiere Mit eindringlicher Klarheit und großer Einfühlsamkeit erklärt Martha Nussbaum, warum wir Verantwortung für die artenreiche Welt, in der wir leben, übernehmen müssen und wie wir das tun können. Sie schärft unseren Blick dafür, was wir unseren nicht-menschlichen Mitgeschöpfen schulden und entwickelt einen Handlungsplan, um großen und kleinen Lebewesen auf wichtige und entscheidende Weise zu helfen. Jedes Tier muss die Chance haben, auf seine eigene Weise zu gedeihen, und wir haben die kollektive Pflicht, uns dem Leid der Tiere zu stellen und es zu beseitigen. Martha Nussbaums bahnbrechende Theorie ist ein dringender Aufruf zum Handeln und ein Ratgeber für Veränderungen in Politik und Recht, sodass wir unserer ethischen Verantwortung gegenüber allen Lebewesen der Erde gerecht werden können.

Martha Nussbaum ist die einflussreichste Philosophin der Gegenwart. Die Professorin an der University of Chicago wurde u.a. ausgezeichnet mit dem Kyoto-Preis, der als Nobelpreis der Philosophie gilt. Außerdem erhielt sie den mit einer Million Dollar dotierten Berggruen-Preis. Die bekennende Musik-Liebhaberin wurde besonders bekannt durch ihre Arbeiten zum Thema Emotionen.

1 Brutalität und Vernachlässigung: Ungerechtigkeit im Leben von Tieren


Tieren geschieht durch uns Unrecht. Dieses Buch zielt darauf ab, diese Aussage zu bestätigen sowie eine wirksame theoretische Strategie vorzuschlagen, um Ungerechtigkeit zu identifizieren und Abhilfemaßnahmen zu empfehlen: eine Version meines „Fähigkeitenansatzes“.

In diesem Kapitel werde ich zunächst auf unsere alltägliche, vorphilosophische Vorstellung von Ungerechtigkeit eingehen, die nach meiner Auffassung darin besteht, dass jemand danach strebt, etwas einigermaßen Bedeutsames zu erreichen, und von jemand anderem daran gehindert wird – und zwar zu Unrecht, sei es böswillig oder fahrlässig.

Dieser Gedanke bringt uns bereits auf die Spur meines Fähigkeitenansatzes, denn in diesem geht es zentral um sinnvolle Aktivitäten und um die Bedingungen, die es einem Lebewesen ermöglichen, diesen ohne Beeinträchtigung oder Behinderung nachzugehen oder, mit anderen Worten, ein sich vollständig entwickelndes Leben zu führen. Im Gegensatz zu anderen Ansätzen, die sich in einer Engführung auf Schmerzen als das in erster Linie Schlechte konzentrieren, richtet dieser Ansatz sein Augenmerk auf zahlreiche verschiedene Arten von sinnvoller Aktivität (einschließlich Bewegung, Kommunikation, sozialer Bindungen und Spiel), die sämtlich durch das Eingreifen anderer blockiert werden können, und auf viele Arten dieser unrechtmäßigen Blockierung, sei es durch böse Absicht oder durch Unachtsamkeit.

In diesem Kapitel werde ich zunächst Tiere, die ein gutes Leben führen, mit Tieren vergleichen, die in ihrem Streben behindert werden, um so eine elementare Erklärung von Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit vorzubereiten. Als Nächstes werde ich unsere gewöhnliche vorphilosophische Vorstellung von Ungerechtigkeit betrachten, um zu zeigen, warum die Tiere in meinen Beispielen ungerecht behandelt wurden. Nachdem ich die Idee der unrechtmäßigen Behinderung einer bedeutsamen Aktivität entwickelt habe, werde ich drei Fähigkeiten untersuchen, über die sämtliche Leser dieses Buches verfügen und die die Tiere unserer Aufmerksamkeit und Fürsorge anempfehlen: Staunen, Mitgefühl und Empörung. Diese drei Emotionen sind zugleich Ressourcen: Wenn sie angemessen entwickelt und kultiviert werden, helfen sie uns, den umfassenderen ethischen und philosophischen Rahmen der Rechte von Tieren besser zu verstehen.

Diejenigen, die bezweifeln, dass Tiere einen Anspruch auf eine gerechte Behandlung haben und diesen auch einfordern dürfen, müssen bis zur Darlegung meiner Theorie inKapitel 5 warten, wo ich meine Argumentation für diesen entscheidenden Punkt vorstelle, da verschiedene Theorien unterschiedliche Antworten auf diese Frage geben. Um jedoch meinen wesentlichen Punkt in aller Kürze wiederzugeben: Alle Tiere, die menschlichen und die nicht menschlichen, leben auf diesem zerbrechlichen Planeten, von dem w