KAPITEL 1
Strahlender Sonnenschein lag über der Insel Feya. Selbst im Schatten des tropischen Waldes herrschte schwüle Hitze. Die feuchtwarme Luft staute sich zwischen den Mammutbäumen wie eine schier greifbare Masse.
Ich wischte mir mit dem Handrücken ein paar Strähnen aus der schwitzigen Stirn. Meine dunkelrote Uniform klebte mir eklig am Körper und vor allem unter der Trainingsweste war ich klatschnass. Aber ich hatte aktuell weit größere Probleme zu bewältigen als ein versagendes Deo.
Vorsichtig drückte ich einen Ast der blühenden Staude beiseite, hinter der ich Deckung gefunden hatte. Geschützt durch das üppige Blattwerk konnte ich das letzte Stück meines Weges gut auskundschaften.
Was ich da sah, gefiel mir überhaupt nicht.
Das Gelände verlief bergab. Der Hang endete an einer breiten Lichtung vor meinem Zielgebäude. In der unspektakulären fensterlosen Fassade war nur eine einzige Tür zu sehen. Sie wurde von zwei bewaffneten Wachen flankiert, die mich vor eine große Herausforderung stellten.
Meine Feinde waren keine Menschen, sondern elfenbeinfarbene Roboter. Schaurig anzusehen, weil sie auf vier dünnen Beinen liefen wie überdimensionierte Insekten. Nur Oberkörper und Arme ähnelten einem menschlichen Wesen, während die länglichen Köpfe wiederum in Relation zum Rest viel zu klein geraten schienen. Die Augen waren Kameras, die ständig in verschiedene Richtungen rollten und die Gegend nach Angreifern abscannten. Sobald sie mich entdeckten, würden sie umgehend das Feuer eröffnen.
Und sie würden mich zweifellos entdecken, denn der dichte Bewuchs des Waldes endete genau hier. Der Hang vor mir bot keinerlei Versteckmöglichkeiten. Die nächste Deckung konnte ich erst wieder hinter einem schroffen Felsbrocken einnehmen, der unten am Rand des Wiesenabschnitts vor dem Gebäude emporragte.
Lautlos lehnte ich mich zurück und überprüfte hastig das Magazin meiner Waffe. Noch vier Schuss. Das war nicht gut. Mit einem Scharfschützengewehr hätte mir das locker ausgereicht, doch ich hatte bloß diese Handfeuerwaffe zur Verfügung. Ich kannte zwar die wenigen Schwachstellen der Roboter, aber ich wusste auch, wie schwer sie zu treffen waren – ohne Zielfernrohr, noch dazu aus dieser Entfernung, kaum zu schaffen.
Fieberhaft ging ich meine Möglichkeiten durch. Wie in jeder stressigen Situation glitt dabei meine Hand ganz automatisch zur Mitte meiner Brust. An die Stelle, wo sonst das Orinion geruht hatte. Doch das magische Amulett war fort. Die mir so vertrauten Konturen des Schmuckstücks nicht mehr zu ertasten. Meine Fingerspitzen ruhten einzig auf dem Stoff meiner Weste und fühlten dabei nichts, was mich beruhigen könnte.
Ich gab mir einen Ruck. Vielleicht war ich keine Trägerin mehr, doch ich war alles andere als hilflos. Ich brauchte keine Magie, um eine gute Kämpferin zu sein. Wäre es anders, hätte ich es nicht bis hierhergeschafft, und jetzt kurz vor meinem Ziel aufzugeben, war keine Option.
Also: Welche Möglichkeiten hatte ich denn nun?
Viele leider nicht, weil ich vorhin einen Riesenmist fabriziert hatte, dem unter anderem mein mobiler Tarngenerator zum Opfer gefal