: Laury Sarti
: Westeuropa zwischen Antike und Mittelalter
: wbg Academic in der Verlag Herder GmbH
: 9783534275564
: 1
: CHF 14.10
:
: Mittelalter
: German
: 172
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Transformation und Zäsur im 5. Jahrhundert Westeuropa durchlebte seit dem 5. Jahrhundert epochale Transformationen, die den Übergang von der Antike zum Mittelalter markierten. Neue Herrschaftsräume und Rechtstraditionen veränderten römische und gentile Identitäten, die Kirche wurde zur Trägerin von Bildung und Kultur und charakterisierte eine Welt, die zunehmend vom Krieg geprägte wurde. Diese Faktoren beeinflussten wiederum die familiären Beziehungen, Siedlungsformen und Bestattungstraditionen. Die Trennung von Militär- und Zivilwesen zerfiel und gab den frühmittelalterlichen Gesellschaften ihren distinkten Charakter. - Wissen kompakt: Übersichtlich, fundiert, verständlich - Ideal zur Seminar-, Referats- und Prüfungsvorbereitung - Auf dem neusten Stand der Forschung - Mit mehreren Karten für einen anschaulichen Überblick Eine grundlegende Einführung in Spätantike und Frühmittelalter Die Mediävistin Laury Sarti beschreibt quellennah, kompakt und auf dem neusten Stand der Forschung die Veränderungen, aus denen die Gesellschaften des Mittelalters hervorgingen. Dieser Band eröffnet einen grundlegenden Einblick in diese faszinierende Epoche, indem die Gegebenheiten im Frankenreich, in Italien und England vergleichend betrachtet werden. Die Reihe ?Geschichte kompakt? steht für strukturierte Einführungen in zentrale Themen der Geschichtswissenschaft. Bündige Zusammenfassungen, Zeittafeln, Grafiken und Abbildungen sowie Quellen- und Literaturverzeichnis ergänzen jeweils den Text. Die Bände der Reihe eignen sich somit hervorragend für die Referats- und Prüfungsvorbereitung im Studium.

PD Dr. Laury Sarti lehrt Geschichte des Mittelalters an der Universität Freiburg. Dort habilitierte sie sich 2022 mit einer Arbeit zum römischen Erbe in der fränkischen Welt. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören außerdem Fragen zur Mobilität, dem Militärwesen sowie dem Epochenübergang von der Antike zum Mittelalter.

III.Identität und Wandel

Überblick

Die westeuropäische Gesellschaft am Übergang von der Antike zum frühen Mittelalter durchlief tiefgreifende Veränderungen, die in der Forschung zu Recht als „Transformation der römischen Welt“ beschrieben wurden. Dieser Veränderungsprozess lässt sich auf allen Ebenen der Gesellschaft erkennen. Inwiefern die stattgefundenen äußeren Umwälzungen langfristig alles Dagewesene auf den Kopf stellten und sich damit auch auf die damalige Wahrnehmung und Empfindung auswirkten, lässt sich eindrücklich am Beispiel vorherrschender Identitäten nachvollziehen. Im folgenden Kapitel möchte ich darum der Frage nachgehen, inwiefern sich nach dem Ende der römischen Ordnung die vorhandenen Identitäten veränderten und inwiefern auch neue Bezugspunkte entstanden.

1.Gleichzeitigkeit und Wandelbarkeit

Gundila

Der Historiker Patrick Amory hat in seinem sowohl viel beachteten als auch umstrittenen Buch von 1997 zur ostgotischen Identität in Italien auf das Beispiel des Soldaten Gundila aufmerksam gemacht (S. 149f.). Sein Schicksal ist auf einem fragmentarisch erhaltenen Papyrus (Ital. 49) überliefert, der einen Fall dokumentiert, der 557 vor Gericht verhandelt wurde: Gundila hatte um 539 seinen Besitz an das Heer Justinians verloren, erhielt es aber nach einem Gesuch gegenüber dem byzantinischen Heerführer Belisar († 565) und nach seiner Konvertierung zum katholischen Glauben vorerst zurück – also nach seiner Abkehr von der arianisch-gotischen Glaubensgemeinschaft. Im Rahmen eines späteren Feldzuges riss der Gotenkönig Totila aber diese Güter an sich und übertrug sie seinemcomes („Graf“) Tzalico. Daraufhin schloss sich Gundila Belisars Rückeroberungszug an – offenbar in der Hoffnung, so seinen Besitz wiederzuerlangen. Nach dem Sieg gegen die Goten gab der römische Heerführer die Güter aber nicht wie erwartet an Gundila zurück, sondern schenkte sie dem Kloster von St. Aelia. Darauf wandte sich Gundila direkt an den Papst Vigilius, der bereits an seiner Konvertierung zum katholischen Glauben beteiligt gewesen war und der sich nun auch tatsächlich für die Rückerstattung seines Besitzes einsetzte.

Amory unterstr