Kapitel Eins
Es hatte die ganze Nacht hindurch geregnet und jetzt stieg das Wasser rauschend und strudelnd über die Ufer des Grabens vor meinem Haus. Ganz Houston war auf einem befestigten Feuchtgebiet erbaut und ständig überflutet. Wegen des Sturms war der Himmel noch dunkel und die Straßenbeleuchtung schimmerte in der Morgendämmerung. Ich stieg in meine Gummistiefel und stapfte platschend zum Grillimbiss um die Ecke. Ich bestellte eine gebackene Kartoffel, gefüllt mit Butter, Sour-Cream, Speck und langsam geräucherter Rinderbrust, und kaufte mir dann nebenan im Getränkekiosk noch ein Bier. Auf dem Rückweg wurde es wärmer und die Feuchtigkeit lag schwer in der Luft.
Als ich mich meinem Gebäude näherte, bemerkte ich einen Typen auf meinem Treppenabsatz. Ich kannte ihn nicht. Vermutlich irrte er sich in der Tür.
»Wen suchen Sie?«, rief ich ihm zu.
»Charlotte Ford«, sagte der Mann.
Er stand unter dem Vordach meiner Haustür, zu drei Seiten von einem Vorhang aus Regen umgeben. Er hatte grobe, dunkle Gesichtszüge: tief liegende Augen, ein markantes Kinn und eine runde irische Nase, die sein Gesicht etwas weicher erscheinen ließ. Mir gefiel, wie er meinen Namen aussprach.
»Das bin ich«, sagte ich. »Kennen wir uns?«
»Nein.«
Er machte mir Platz, damit ich aus dem Regenguss herauskam. Wir standen dicht nebeneinander innerhalb der Wasserwände, während ich meinen Schlüssel herauskramte. Aus seinem Haar tropfte Regen auf seine Nase und er wischte ihn weg. Ich lächelte unvermittelt, weil er so na