IN EINER SCHWEREN ZEIT
Der unscheinbar wirkende Mann im schwarzen Anzug stand am Fenster des großen unbeleuchteten Raumes. Er hatte die dichten Vorhänge, die vor den hohen Fensternischen des Bischofspalais hingen und eine absolute Abdunklung des Arbeitszimmers ermöglichten, einen kleinen Spalt auseinandergeschoben und blickte hinaus auf die lichtlose Stadt am Main. Die Dächer der umliegenden Häuser schimmerten im fahlen Schein des zunehmenden Mondes. Er blickte nach oben. Die hinteren Türme des Kiliansdoms hoben sich schwach wie zwei mahnende Finger gegen den Nachthimmel ab.
Seine Exzellenz Matthias Ehrenfried, Bischof von Würzburg, trat von der Fensternische zurück und schloss die Vorhänge wieder korrekt. Dann ging er zu seinem Schreibtisch und knipste die kleine Stehlampe an.
Der Lichtschein fiel auf das hagere Gesicht eines jungen Mannes, der auf einem Stuhl vor dem mit Papieren überhäuften Arbeitsplatz des Oberhirten saß. Er trug zwar die einfache Kleidung eines Arbeiters, aber ein Blick auf seine Hände verriet, dass er sein Brot nicht mit harter Arbeit verdienen musste.
Der Bischof sah den jungen Mann durchdringend an. „Konstantin, Sie wissen, was zu tun ist.“ Es war eine Feststellung und keine Frage.
Der Mann öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen, doch der Bischof hob die Hand. „Einzelheiten will ich nicht wissen. Ich rechne jeden Tag damit, dass mich die Nazis verhaften und verhören. Was ich nicht weiß, kann ich auch nicht verraten. Die Vernehmungsmethoden dieser Verbrecher sind ja be