Am 24. Februar 1583 veröffentlicht Papst Gregor XIII die BulleInter gravissimas curas, mit der er den neuen, nach ihm benannten Kalender einführt, der den julianischen ersetzen soll. Um die in den letzten Jahrhunderten aufgelaufenen Fehler zu eliminieren und das Osterfest wieder näher an die tatsächliche Tag- und Nachtgleiche heranzubringen, werden 10 Tage gestrichen; außerdem wird für die Zukunft die Schaltjahrsregel verbessert. Natürlich kann der Papst nicht hoffen, seinen Kalender für die ganze Welt durchzusetzen, Juden und Muslime bleiben selbstverständlich bei ihrer Zeitrechnung. Doch auch bei den Christen findet der Kalender nur auf der katholischen Seite Akzeptanz. Die protestantischen Territorien lehnen ihn mehrheitlich ab – nicht weil er sachlich falsch ist, sondern weil er vom Papst kommt - und führen ihn teilweise erst Jahrhunderte später ein, die orthodoxe Kirche bis heute nicht. Dieser Akt des Papstes setzt aber auch eine Kausalkette in Gang, die das Leben eines 12-jährigen Jungen in Riga entscheidend prägen wird. Dieses Buch versucht sein Leben nachzuzeichnen. Dieser Junge heißt – und hier fangen die Probleme bereits an. Seinen Vornamen teilt er mit Vater und Großvater und er taucht in vielen Varianten auf: Nikolaus, Nicolas, Niclas, Claus, Claves usw. Und der Nachname lautet je nach Laune des Schreibenden Vicke, Viccius, Ficke, Ficken, von Vicken, Ficcius, Fikh und viele Varianten mehr. Aus der Not eine Tugend machend, werden wir in diesem Buch den Vater Claus Ficke und den Großvater Clawes Ficke nennen, unsere Hauptperson aber durchgehend Nicolaus von Vicken.1
Er ist keiner der Großen der Geschichte, oder auch nur der Wissenschaftsgeschichte, aber auch kein gänzlich Unbekannter. Am bedeutendsten ist wohl seine Rolle im Umfeld Johann Keplers. So haben Nicolaus von Vicken und Kepler es immerhin auf einen Briefwechsel von mehr als einem Dutzend Briefen gebracht, er ist der erste dokumentierte Leser von Keplers „Astronomia Nova“2 und das Bindeglied zwischen Kepler und Simon Marius, einem der ersten Beobachter der Jupitermonde. Von Marius frühen Fernohrbeobachtungen weiß Kepler nur durch einen Brief von Vickens, den er im Vorwort sein