2. Die Masken, die ich trage
Es hatte mich überrascht, dass ich überhaupt Masken trage. Zunächst möchte ich für mich festhalten, dass ich mich für einen sehr aufrichtigen Menschen halte. Gerade meine Herzenspflege gibt mir immer wieder den Anstoß dazu.
Bei mir ist es grundsätzlich so: Ich spiele keine Spielchen. Wer mit mir zu tun hat und mit mir unterwegs ist, der weiß, was ich möchte und wie ich denke. Ich halte nicht wegen falscher Höflichkeit mit meiner Meinung hinter dem Berg. Ich bin respektvoll, aber klar. Meiner Meinung nach ist das Leben nämlich zu kurz, um es jedem recht zu machen. Und so erspare ich mir und anderen grundsätzlich Heuchelei. Das findet nicht bei jedem Zustimmung, mancher fühlt sich vor den Kopf gestoßen, und das respektiere ich auch. Ich will niemanden bewusst kränken, sondern nur so ehrlich sein, wie ich kann.
Gerade deshalb war es wichtig für mich zu verstehen, welche Masken ich trage bzw. was damit eigentlich gemeint ist. Masken trägt man oder setzt sie sich meistens aus einem Reflex heraus auf. Diesen Reflex hat man sich antrainiert, um sich zu schützen.
Ich möchte das an einem Beispiel verdeutlichen: Wenn man mir unvorbereitet einen Ball zuwirft, überlege ich nicht lange, sondern handle impulsartig und reagiere darauf. Je nachdem, wie ich gestrickt bin (oder wie geschickt), ducke ich mich weg oder versuche den Ball zu fangen. Meine Reaktion ist davon geprägt, mich zu schützen, um keine schmerzhafte Begegnung mit einem Ball zu machen. Dieses Reaktionsmuster ist in mir abgespeichert und kommt erst dann zum Tragen, wenn ein Ball in meine Richtung fliegt. Ich laufe nicht dauernd in der Erwartung herum, dass möglicherweise ein Ball von irgendwoher in meine Richtung fliegt, den ich fangen müsste.
Genauso ist es auch mit Masken. Wir tragen sie nicht dauerhaft, sondern setzen sie je nach Gegebenheit auf, als eine Art Reaktion auf die Umstände, in denen wir uns befinden. Es ist sicher legitim, wenn man davon spricht, dass jeder eine Fassade hat, die er gerne aufrechterhält.
Andere sprechen lieber von einem Feigenblatt, das die unangenehmen Seiten ihrer Persönlichkeit verdecken soll. Wie auch immer: dass man sich „tarnt“, weil man unsicher ist oder etwas kaschieren will, gehört irgendwie zu unserer Veranlagung. Es ist auch an sich nicht schlecht. Wie gesagt, sollte ich reagieren, wenn ein Ball auf mich zugeflogen kommt, da die Konsequenzen schmerzhaft sein können. Sein Inneres zu schützen, hat seine Berechtigung.
Was mir aber genauso wichtig erscheint, ist die Notwendigkeit, dass wir uns damit nicht selbst etwas vormachen. Denn irgendwann behält man die Maske auf, weil es einfacher ist, sich bestimmte Dinge schönzureden, als sich einem Prozess der Veränderung zu stellen. Und das wäre das unbedingte Ziel, wenn man sich seine Masken anschaut: sich selbst entlarven, um sich weiterentwickeln zu können.
Wenn ich durch eine aufrichtige Pflege meines Herzens auf Masken, die ich trage, stoße, dann hat das einen Grund. Ich bin sicher, dass es mich innerlich freimacht, wenn ich Masken erkenne und sie fallenlasse.
Eine meiner Masken war und ist (leider) die Perfektion. Das fällt mir sehr schwer zu schreiben, denn es ist mir unangenehm. Ich will nämlich kein Perfektionist sein! Perfektionisten machen anderen Menschen das Leben schwer, und ich möchte meinen Mitmensche