Einführung
Herzlich willkommen zumMitgefühlstraining: Wie Sie Schritt für Schritt eine mitfühlende innere Haltung entwickeln. Dieses Buch beschreibt, wie Selbstmitgefühl und Mitgefühl für andere uns dabei helfen können, mit Schwierigkeiten umzugehen, denen wir im Leben häufig begegnen. Forschungsergebnisse der letzten zwanzig Jahre haben gezeigt, dass das Praktizieren von Mitgefühl(compassion) unser Denken, unsere Gefühle, unser Verhalten und sogar unsere Körper- und Gehirnfunktionen positiv verändern kann. Viele Menschen missverstehen Mitgefühl als eine weiche, passive oder sogar schwache Eigenschaft. In Wirklichkeit ist Mitgefühl sehr weise und mutig!
Bedenken Sie einmal: Oft steht ein mitfühlender Beweggrund hinter der Entscheidung, sich für den Rettungsdienst ausbilden zu lassen oder sonst einen helfenden Beruf wie Lehrer, Ärztin oder Krankenpfleger auszusuchen, für den man viele Jahre lang lernen beziehungsweise studieren muss. Jedes Mal, wenn wir für jemanden etwas bewirken möchten, wenn wir in schwierigen Zeiten hilfreich und unterstützend sein wollen, nutzen wir mitfühlende Beweggründe. Nehmen Sie sich kurz Zeit, und überlegen Sie sich, welche Menschen dafür bekannt sind, mitfühlend zu sein – vielleicht solche wie Jesus, Mahatma Gandhi oder Nelson Mandela. Sie waren keineswegs schwach, sondern entschlossen, der Welt eine mitfühlende Haltung zu vermitteln. An Mitgefühl gibt es absolut nichts Schwaches, Passives oder Weiches. Das Problem ist, dass wir häufig nicht daran denken, aus Mitgefühl heraus zu handeln, und unser Verhalten stattdessen von Wut, Hass, Angst, Scham oder sogar Selbstkritik und Selbstabneigung beeinflusst wird.
Obwohl wir in Kapitel 4 ausführlicher darauf zurückkommen werden, kann es jetzt schon hilfreich sein zu klären, was Mitgefühl ist und was nicht. Einer unserer Klienten sagte uns einmal: »Das größte Problem beim Mitgefühl ist das Wort selbst!« Dies stellte sich als eine wichtige Einsicht heraus, die von anderen Klienten, Therapeuten und Menschen im Allgemeinen geteilt wird, wenn es um die Entwicklung von Mitgefühl geht.
Was steckt in einem Wort?
Einige der Schwierigkeiten mit Mitgefühl beziehen sich also auf das Wort selbst. Wenn wir die Idee des Mitgefühls vorstellen und darum bitten, Wörter zu nennen, die diese Eigenschaft beschreiben, zählen die Leute viele positive Begriffe auf, darunter »Fürsorge«, »Freundlichkeit«, »Wärme«, »Geduld«, »Einfühlungsvermögen« und »Verständnis«. Manchmal nennen sie jedoch auch negativ konnotierte Wörter wie »Mitleid«, »Schwäche«, »Luxus«, »Verantwortungslosigkeit« und sogar »Wischiwaschi« genannt.
Denken Sie über das Wort »Mitgefühl« nach – hat es für Sie irgendwelche negativen Assoziationen? Was gefällt Ihnen daran nicht?
Wenn Ihnen einige negativ besetzte Begriffe in den Sinn kommen, ist das natürlich nicht Ihre Schuld. Es könnte es Ihnen jedoch schwerer machen, sich selbst oder anderen gegenüber mitfühlender zu werden! Zu Beginn möchten wir Sie also einfach wissen lassen, dass für uns »Mitgefühl« kein abfälliger Begriff ist.
Für uns ist Mitgefühl eine »Sensibilität für das Leiden bei sich selbst und anderen (und seiner Ursachen) mit dem Commitment, dieses zu lindern und zu verhindern«. Ausgehend von dieser Definition, erfordert Mitgefühl also eine bestimmte innere Haltung. Zunächst müssen wir die Bereitschaft entwickeln, auf Dinge zu achten, die schwierig sind, ohne uns von diesen abzuwenden, ihnen auszuweichen, abzuschalten oder einfach nach einer Flasche Wein zu greifen. Das bedeutet, dass wir den Mut aufbringen, uns unseren eigenen Schwierigkeiten und denen anderer zuzuwenden, und nicht vor ihnen weglaufen. In diesem Buch wird gezeigt, wie wir die Kraft und den Mut dafür entwickeln. Zweitens müssen wir Weisheit in unserem Wunsch entfalten, fürsorglich und hilfsbereit zu sein; da reicht gute Absicht allein leider nicht aus. Wir müssen eine Vielzahl von Fähigkeiten aufbringen, die uns dabei helfen, mit unseren eigenen Schwierigkeiten und dem Leid anderer umzugehen.
Hier ein Beispiel: Angenomme