Er lag auf dem Rücken, den Schlafsack zwischen den Beinen verheddert, das Nylon feucht auf seiner Haut. Ein Lautsprecher knisterte mehrere Sekunden, verstummte, feuerte dann eine lange Salve scheinbar wild durcheinandergewürfelter Vokale und Konsonanten ab und verstummte wieder. Er hatte einen trockenen Mund und eine belegte Zunge, sein T-Shirt war völlig durchgeschwitzt.Wo war er?
Er drehte sich auf die Seite, schaute sich um und erinnerte sich. Ein Junge mit einem schmalen Gesicht, vielleicht zwölf oder dreizehn Jahre alt, lag zusammengerollt unter einer braunen Kunstfaserdecke, seine schmutzige Hand hielt einen zerrissenen Rucksack. Eine Mutter und ihr Baby lagen auf einem Stück Wellpappe neben seinen Füßen. Das Kind wimmerte leise, während die Mutter davon nichts mitbekam und leise schnarchte, ihr pausbackiges Gesicht im Schlaf ruhig und gelassen.
Simon Nazir legte die Hand auf den Rücken seiner Frau, spürte, wie sich ihr Brustkorb hob und senkte, ließ die Finger durch ihr schwarzes, lockiges Haar gleiten, spürte die Wärme ihrer Haut und schloss die Augen. In seinem Kopf war er immer noch in Aleppo: Er hörte das Lachen der Ladenbesitzer im Basar, den Ruf des Muezzins, roch die Mischung aus altem Staub, Kaffee und Kardamom. Er atmete durch die Nase ein. Der warme Viehgestank ließ ihn beinahe würgen. Er schlug die Augen auf, griff nach der Flasche Wasser und nahm einen tiefen Schluck. Die Flüssigkeit war abgestanden und schmeckte nach Plastik. Die Sonne war bereits aufgegangen, und der türkisfarbene Himmel mit s