Teil 1
Endlich war es so weit, er konnte sich seinen lang gehegten Wunsch erfüllen. Schließlich wurde er im Dezember fünfundsechzig Jahre alt. Dieses Haus am Eltener Berg direkt an der Grenze zu den Niederlanden, seiner Meinung nach, eine der besten Adressen am gesamten Niederrhein, schenkte er sich selbst. Seinen Geburtstag, den Hauskauf, seine Freude über den Erwerb galt es zu feiern.
Aufwendig, mit außergewöhnlichem Buffet, erlesenen Getränken, einer Striptease-Liveshow, einer bekannten Rockband und einem Feuerwerk plante er dieses Event. Er würde es ausrichten lassen. Selbstverständlich mit Freunden und Bekannten, mit einiger Prominenz aus Emmerich und Kleve, aus dem nahen Ruhrgebiet und Köln, sowie aus den umliegenden kleineren Orten. Mit der bunten, immer für eine Überraschung guten Halbwelt aus den unterschiedlichen Rotlichtvierteln, mit den Berlinern vom dortigen Kiez, die durch immer jüngere Damen jeden Gast nervös machten. Den Wienern und ihren hellblonden, kurzberockten Madeln, mit den Bordellbesitzern aus Köln, Duisburg und Nimwegen in den Niederlanden. Mit all denjenigen aus der feinen Ruhrpott-Gesellschaft, die meinten, dazugehören zu müssen, wollte er an seinem Jahrestag und zur Hausfertigstellung feiern.
Er wollte sie bei sich versammeln, schockieren und provozieren. Nur vergessen durfte er niemanden, das konnte unerfreuliche Folgen haben. Diese Halbwelt und die feine Gesellschaft verhalfen ihm schließlich zu Wohlstand, wenn auch nicht zu Ansehen. Wie seine Freunde empfahlen, mietete er das Hotel am Markt in Elten. Ungestört, laut und freizügig, eben nach dem Geschmack der bunten Gesellschaft sollte diese Feier ablaufen. Auf der riesigen Terrasse über dem Tal, mit dem Blick über den gesamten Wald würden seine Gäste begeistert alle Konventionen vergessen. Sie würden standesgemäß feiern.
Nicht zuletzt deshalb ließ er diverse bunte Laternen, viele Palmen, Kübelpflanzen und die zu später Stunde beliebten Hollywoodschaukeln aufstellen. Seine Gäste würden die mit den jungen Damen zu nutzen wissen. Neunzehnhundertfünfundachtzig, nach zwölf Monaten Bauzeit strahlten Haus, Praxis und Gartenanlagen perfekt in neuem Glanz. Geld spielte für ihn keine Rolle. Seinen Rotlichtfreunden war er für jede Summe gut. Schließlich behandelte er jede, der für sie arbeitenden Damen zu jeder Tages- und Nachtzeit, klammerte oder nähte alle Wunden, linderte Hämatome, untersuchte und kurierte ansteckende Krankheiten oder setzte das eine oder andere Jungfernhäutchen bei den ganz jungen Teens wieder ein, wenn seine Freunde ihn darum baten.
Und, was sich besonders für ihn auszahlte, seine Verschwiegenheit, sein geschlossener Mund hatte ihm den Ruf des zuverlässigen Frauenarztes und Chirurgen eingebracht. Wie ein Schneeball, der zur Lawine wird, verbreitete sich sein Ansehen weit über Hamburg hinaus.
Endlich war er der riesigen Stad