Die Verpflegung an der Schule war ohnehin ein heikles Thema, ich musste aufgrund der Berufstätigkeit der Großmutter mit den Internatsschülerinnen im Speisesaal zu Mittag essen und war täglich aufs Neue unangenehm berührt von der lebensgroßen Jesusfigur, die statisch bedenklich weit nach vorne gekippt am fast wandfüllenden Holzkreuz hing, offenbar eine Nachbildung der letzten Minuten des Heilands, in denen er schon keine Kraft mehr aufbringen konnte für die in dieser Situation optimale Gewichtsverteilung.
Die detailliert ausgearbeiteten Stichwunden kamen daher unappetitlich nahe an die Gemeinschaftsplatte mit dem rosaroten Selchfleisch, von der wir uns selbst bedienen durften, jede eine Scheibe Schwein, jede einen Knödel. Ich gewöhnte mich nie daran, neben einem sterbenden Märtyrer zu tafeln, und weil es den meisten ebenso erging, fragte ich mich, ob er eventuell ganz bewusst als kostenminimierende Appetitzügelungsmaßnahme in dieser selbst für enthusiastische Katholiken unüblichen