: Romina Pleschko
: Offene Gewässer
: Verlag Kremayr& Scheriau
: 9783218013857
: 1
: CHF 13.40
:
: Erzählende Literatur
: German
: 208
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Romina Pleschko zeichnet ein herrlich entlarvendes Bild der Gesellschaftsstrukturen in einer Kleinstadt und stellt ihr eine Heldin gegenüber, die mit allen Wassern gewaschen ist. Die kleine Elfi ist eine Schelmin. Im Alleingang schlägt sie sich einfallsreich und mit teils unlauteren Mitteln durchs Leben, in ihrem neuen Heimatort Liebstatt am See wird das junge Mädchen schnell als Sonderling abgestempelt. Trotz Elfis gewitzter Bemühungen will die Gemeinde sie nicht als eine von ihnen annehmen, sie bleibt eine Außenseiterin. Jahre später kehrt sie als ältere Frau nach Liebstatt zurück - und wieder wird der Ort zum Feind. Der Bau eines Hotels bedroht die Idylle ihres Seegrundstücks. Will die Gemeinde sie loswerden? Es ist Zeit für Widerstand, findet Elfi.

Romina Pleschko, geboren 1983 in Oberösterreich, Schauspielstu ium am Konservatorium der Stadt Wien, Engagements u. a. bei den Wiener Festwochen, am Theater Rampe Stuttgart und beim Donaufestival Krems. Studium an der Leondinger Akademie für Literatur 2016/17. Diverse Veröffentlichungen und Stipendien, zuletzt Writer in Residence bei ORFIII 2019 und Projektstipendium 2021/22 des BMKOES. Ihr Debütroman 'Ameisenmonarchie' erschien im Frühjahr 2021 bei Kremayr& Scheriau.

Die Verpflegung an der Schule war ohnehin ein heikles Thema, ich musste aufgrund der Berufstätigkeit der Großmutter mit den Internatsschülerinnen im Speisesaal zu Mittag essen und war täglich aufs Neue unangenehm berührt von der lebensgroßen Jesusfigur, die statisch bedenklich weit nach vorne gekippt am fast wandfüllenden Holzkreuz hing, offenbar eine Nachbildung der letzten Minuten des Heilands, in denen er schon keine Kraft mehr aufbringen konnte für die in dieser Situation optimale Gewichtsverteilung.

Die detailliert ausgearbeiteten Stichwunden kamen daher unappetitlich nahe an die Gemeinschaftsplatte mit dem rosaroten Selchfleisch, von der wir uns selbst bedienen durften, jede eine Scheibe Schwein, jede einen Knödel. Ich gewöhnte mich nie daran, neben einem sterbenden Märtyrer zu tafeln, und weil es den meisten ebenso erging, fragte ich mich, ob er eventuell ganz bewusst als kostenminimierende Appetitzügelungsmaßnahme in dieser selbst für enthusiastische Katholiken unüblichen