: Grit Krüger
: Tunnel Roman
: Kanon Verlag
: 9783985680641
: 1
: CHF 17.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 288
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Preisträgerin des Anna-Haag-Preises 2023!Vom Weg aus der Kälte in die WärmeMascha und ihre Tochter Tinka leben allein. Am Monatsende können sie nicht mehr heizen. Um die Nacht zu überstehen, bauen sie sich eine Höhle aus Decken. Sie fühlen sich gefangen. Doch sie haben einander. Und die kühne Idee für einen Ausweg.Ein Leben in Armut erfordert Mut, also ist Mascha furchtlos. Sie zieht mit ihrer Tochter in ein Altersheim, um zu überwintern und sich das Amt vom Hals zu halten. Der Tröster kommt, wenn sie ihn braucht, und bleibt, als er nicht mehr im Hinterzimmer einer Kneipe wohnen kann. Übergangslösungen, weiß Mascha. Als Tomsonov, einer der Heimbewohner, unter dem Sandsteinfundament im Keller Geräusche hört, beginnt Mascha zu graben. Nach Loyalität und Geborgenheit, nach zweiten Chancen und nach Abenteuer. Einen Tunnel hinaus.

Grit Krüger wurde 1989 in Erfurt geboren. Studium der Komparatistik sowie der Filmwissenschaft in Frankfurt am Main. Mitglied des »Salon Fluchtentier«, Mitglied des Festivalteams »Lit.Fest Stuttgart«. Auszeichnungen des Jungen Literaturforums Hessen-Thüringen. Teilnahme am Open Mike 2018 und 2021; Klagenfurter Literaturkurs 2019. Stipendium der Darmstädter Textwerkstatt 2020. Stipendium des Förderkreises deutscherSchriftsteller in Baden-Württemberg 2020, Bayerische Akademie des Schreibens2020/21. Grit Krüger lebt in Ettlingen.

Mascha


Rand


Drei Tage liegen. Am vierten liegt man sich den Rücken krumm – also hat Mascha sich geweckt, gehievt und gestreckt, der Tochter, die sich auf dem Sofa an ihren Bauch geschmiegt hat, die Nase geküsst, sich ein Bad eingelassen und die Post geöffnet. Das Mädchen muss zurück in die Schule. Sie raus an den Stadtrand: Bewerbung bei der Pflege, wie es das Amt von ihr verlangt. Und was sind schon viereinhalb Kilometer am Monatsende? Was zweimal zwei siebzig sind, weiß sie: zweimal zwei Mahlzeiten für sie beide – Butternudeln mit Salz, Toast mit Marmelade – oder eben Busfahrkarten. Bis zum Ersten hat sie noch elf und ein bisschen Geklimper. »Anlage zum Antrag auf Fahrkostenerstattung« würde von der Huhn kommen. Allein vom Gedanken daran möchte Mascha brechen. Dann lässt sie ihre Füße eben neun Kilometer Straße fressen, hin und zurück – im Bus hat noch nie irgendwer was gerissen.

Bewerbung, die heilige Pflicht, damit auch die letzte Monatswoche noch Toast und Marmelade bringt. Was die am Stadtrand von ihr erwarten? Die Tabelle ihres Lebenslaufs enthält ein Abitur, wenn auch gerade so bestanden. Das Jahr danach erwähnt sie nicht. Dann das halbe, in das sie so hineingeraten ist und das sich freiwillig und sozial nennt. Wie Frau Huhn im Triumph gelächelt hat, als sie aus eben diesem Jahr Zeit im Pflegeheim herauslesen konnte. Und sie selbst hat das auch noch abgeschickt! Guten Tag, denkt sie, Mascha Heerdmann mein Name, ich kann einen Umzug von einer Zweieinhalb- in eine Zweizimmerwohnung, allein mit Kind, quer durch die Stadt, mit nur einem Penny-Einkaufswage