Drei Tage liegen. Am vierten liegt man sich den Rücken krumm – also hat Mascha sich geweckt, gehievt und gestreckt, der Tochter, die sich auf dem Sofa an ihren Bauch geschmiegt hat, die Nase geküsst, sich ein Bad eingelassen und die Post geöffnet. Das Mädchen muss zurück in die Schule. Sie raus an den Stadtrand: Bewerbung bei der Pflege, wie es das Amt von ihr verlangt. Und was sind schon viereinhalb Kilometer am Monatsende? Was zweimal zwei siebzig sind, weiß sie: zweimal zwei Mahlzeiten für sie beide – Butternudeln mit Salz, Toast mit Marmelade – oder eben Busfahrkarten. Bis zum Ersten hat sie noch elf und ein bisschen Geklimper. »Anlage zum Antrag auf Fahrkostenerstattung« würde von der Huhn kommen. Allein vom Gedanken daran möchte Mascha brechen. Dann lässt sie ihre Füße eben neun Kilometer Straße fressen, hin und zurück – im Bus hat noch nie irgendwer was gerissen.
Bewerbung, die heilige Pflicht, damit auch die letzte Monatswoche noch Toast und Marmelade bringt. Was die am Stadtrand von ihr erwarten? Die Tabelle ihres Lebenslaufs enthält ein Abitur, wenn auch gerade so bestanden. Das Jahr danach erwähnt sie nicht. Dann das halbe, in das sie so hineingeraten ist und das sich freiwillig und sozial nennt. Wie Frau Huhn im Triumph gelächelt hat, als sie aus eben diesem Jahr Zeit im Pflegeheim herauslesen konnte. Und sie selbst hat das auch noch abgeschickt! Guten Tag, denkt sie, Mascha Heerdmann mein Name, ich kann einen Umzug von einer Zweieinhalb- in eine Zweizimmerwohnung, allein mit Kind, quer durch die Stadt, mit nur einem Penny-Einkaufswage