1.
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„Vergib mir, dass ich dir diese Last aufbürde.“
Die Sterne schimmerten und funkelten, Myriaden winziger Edelsteine; noch hatten sie den Himmel für sich, erst später am Abend würde ihr Leuchten verblassen, wenn die beiden Monde über dem Berg aufgingen.
Mayï lag auf dem Rücken auf dem Dach seines Heims und blickte nach oben; der laue Wind ließ die Blätter der Bäume hinter dem Haus rascheln und wehte geschäftige Geräusche aus der Küche zu ihm herauf. Leises Rauschen und fernes Geklapper: Mehr war nicht zu hören. Kein Gelächter, keine neckischen Rufe gefolgt von nicht minder frechen Entgegnungen. Es war still geworden auf dem Gelände der Schule auf dem Berg, das vertraute Lärmen der Meute verstummt. Doch so gedämpft die Geräusche auch sein mochten, wenigstens waren sie da, er konnte zumindest etwas hören. Unter dem Dach, auf dem er lag, im Inneren seines Elternhauses, herrschte Stille. Keine Gesprächsfetzen, die er aufschnappen konnte, wenn er am Studierzimmer seines Vaters vorbeiging, während der sich gerade mit jemandem unterhielt – seltener mit einem Besucher, oft über die Kommunikationsstation –; keine sanfte Stimme, die ihn fragte, wie er mit seinen Studien vorankam, oder wieso eben nicht; in letzterem Fall würde die Stimme immer noch sanft bleiben, aber hörbar an Schärfe gewinnen.
Was würde er dafür geben, jetzt, in diesem Augenblick, noch einmal von dieser Stimme gescholten zu werden, er würde sich mit Freuden zusammenfalten lassen. Doch sie würde ihn nie wieder ermutigen oder tadeln; niemand würde plötzlich in der Tür zum Studierzimmer stehen und ihn verscheuchen, wenn er zu lange im Flur gestanden und neugierig gelauscht hatte.
Sie waren weg, alle beide, und ließen dieses leere, stille Haus zurück. Überall lagen und standen ihre Sachen, die Dinge, die ihnen gehört, die sie berührt hatten: Bücher, Schreibzeug, ein Schrank voller Teetassen und -krügen, allesamt Einzelstücke – es gab so vieles, das ihn im Haus auf Schritt und Tritt an seine Eltern erinnerte. Ein Haus voller Geister.
Hier oben war es besser, erträglicher.
Der Nachthimmel war klar, nur am Horizont schoben sich ein paar tiefe Wolken an der Bergflanke entlang, als wären sie zu faul, um drüber zu steigen. Mayï betrachtete weiter die Sterne. Er liebte ihren Anblick, wie si