: Tobina Brinker, Eva-Maria Schumacher
: Digital, analog und hybrid befähigen (E-Book) Neue Ideen für die Hochschullehre
: hep verlag
: 9783035521498
: 1
: CHF 25.60
:
: Pädagogik
: German
: 240
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dieses E-Book enthält komplexe Grafiken und Tabellen, welche nur auf E-Readern gut lesbar sind, auf denen sich Bilder vergrössern lassen. Selbstständig und kreativ denken, individuelle Problemlösungen entwickeln und diese auch umsetzen - das sind wichtige Kompetenzen für das Lernen und Arbeiten in Zukunft. Das Buch bietet eine schrittweise Heranführung an die Hochschullehre - von einer Erläuterung der wichtigsten Begriffe bis zu einer diversitätssensibel gestalteten Lehre. Die Anleitung erleichtert neuen Dozierenden den Einstieg, sie bietet aber auch erfahrenen Lehrenden neue Ideen für die didaktische Gestaltung und methodische Varianz in digitalen, analogen und hybriden Lehrformaten. Die gut hundert Methoden sind online verfügbar.

Prof. Dr. Tobina Brinker ist Geschäftsführerin des Netzwerks hdw nrw - Hochschuldidaktische Weiterbildung - Nordrhein-Westfalen, eine gemeinsame wissenschaftliche Einrichtung der 20 Hochschulen für angewandte Wissenschaften des Landes NRW. Sie studierte Diplom-Pädagogik mit Schwerpunkt Erwachsenenbildung und promovierte über den Einsatz neuer Medien im Führungskräfte-Training. Als Trainerin und Lernprogrammautorin war sie in verschiedenen Firmen tätig, ehe sie 1997 an der TU Braunschweig und ab 2001 an der Fachhochschule Bielefeld in der Hochschuldidaktik tätig wurde. Tobina Brinker war Gründerin und 10 Jahre Vorsitzende der Gesellschaft für Schlüsselkompetenzen in Lehre, Forschung und Praxis (jetzt Ehrenvorsitzende), 10 Jahre Vorstandsmitglied beziehungsweise 7 Jahre stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik (dghd) sowie Gründerin des Editorial Boards der dghd und 10 Jahre Beiratsmitglied im Berliner Zentrum für Hochschullehre (jetzt Ehrenmitglied) sowie seit 2014 Expertin im Hochschulforum Digitalisierung.

1Lernen und Lehren


Ziele dieses Kapitels


In diesem ersten Kapitel lernen Sie die wichtigsten Begriffe der Hochschullehre kennen und anwenden. Dieses Kapitel versetzt Sie in die Lage,

  • das Geschehen zu beschreiben, was passiert, wenn ein Mensch lernt,
  • in der Rolle als Lehrende*r das Lernen zu unterstützen,
  • die Begriffe Didaktik und Methodik im Hinblick auf die Hochschullehre zu erläutern und
  • die Begriffe Kompetenz und Performanz zu erklären und auf die Hochschullehre anzuwenden.

Aufbau dieses Kapitels


Das erste Kapitel stellt die Begriffe Lernen, Lehren, Didaktik, Methodik, Kompetenz und Performanz nacheinander vor, erläutert sie an Beispielen und verdeutlicht den Zusammenhang zwischen diesen Begriffen und ihrer Bedeutung für eine gute Hochschullehre. Anschließend finden Sie eine Zusammenfassung für dieses Kapitel und abschließend folgt – wie in jedem Kapitel – die Abschlussaufgabe.

1.1 Lernen und Lehren


Mit dem Begriff Lernen verbinden sich meistens Erinnerungen an die Schulzeit oder auch an das Studium, und diese Erinnerungen sind tendenziell eher negativ. Lernen geschieht aber zu mehr als 50 Prozent informell, das heißt, es wird viel mehr im Alltag gelernt als in gezielten Lernsituationen und ohne dass es als Lernen überhaupt wahrgenommen wird (z. B. Lernen für ein Hobby, Lernen durch ein persönliches Projekt, das Sie selbst voranbringen möchten usw.).

1.1.1 Lernen und Motivation

Entscheidend für das Lernen ist die Motivation, was Sie an sich selbst feststellen können: Wenn Sie für eine Prüfung gelernt haben, nur um eine Klausur zu bestehen, wird es Ihnen schwerer gefallen sein, als wenn Sie für etwas gelernt haben, was Sie begeistert hat und für das Sie sich engagiert haben. Besonders in der Erwachsenenbildung wird viel leichter gelernt, wenn Sie wissen, wofür Sie lernen, und noch leichter, wenn Sie sich für die Sache engagieren, begeistern und motiviert sind. Hüther (2001) empfiehlt für ein gelingendes Lehren und Lernen folgenden Dreischritt: einladen, ermutigen und begeistern. Oder wie Spitzer (2012, S. 214) es formuliert: «Lernen heißt, ein Feuer zu entfachen, und heißt nicht, Fässer zu befüllen.»

Eine weitere Erklärung für die Bedeutung der Motivation für das Lernen liefert der Neugier-Erfolgs-Loop (Dyckhoff& Grochowiak 2001): Zunächst wird mein Interesse an einer Sache geweckt (Neugier), dann beschäftige ich mich näher damit und erlebe meistens Ernüchterung (weil ich noch viel lernen und mich trauen muss), danach folgt die Phase der Ausdauer, der intensiven Beschäftigung mit der Sache und anschließend kann ich den Erfolg genießen. Mit dieser positiven Erfahrung kann ich an die nächste neue Situation gehen (Abbildung 2).

Abbildung 2: Der Neugier-Erfolgs-Loop

Übungsaufgabe 1:

Notieren Sie sich aus demAbschnitt 1.1.1 Stichpunkte, die Sie für das Lernen wichtig finden.

1.1.2 Der Lernprozess

Lernen ist ein Prozess. Dieser umfasst, Wissen aufzunehmen, zu verstehen, zu speichern und wieder abzurufen. Ob ein Sachverhalt, eine Aufgabe usw. verstanden wurde, lässt sich relativ leicht überprüfen. Wenn ich Wissen aufgenommen habe und mit eigenen Worten wiedergeben kann, habe ich das neue Wissen mit meinen eigenen Wissens- und Denkstrukturen verknüpft (Nachhilfeeffekt) und kann es anderen Personen erklären. Das Gegenteil ist der Fall, wenn jemand alles wortwörtlich auswendig aufsagen kann, aber den Sinn dahinter nicht erkannt hat. Dann hat er das Gelernte nicht verstanden und nicht in seinem Gedächtnis verankert: Er hat nicht gelernt.

Ein Lernprozess (Kolb 1984) beginnt mit einer konkreten Erfahrung, die die lernende Person mit der Umwelt allgemein oder mit einem bestimmten Gegenstand macht. Ist das Interesse geweckt, betrachtet die lernende Person den Gegenstand aus verschiedenen Perspektiven, das heißt, sie beobachtet reflektiert und versucht, diese Beobachtungen in einen Zusammenhang zu bringen (wenn …, dann …). Daraus entwickelt die lernende Person ein abstraktes