: Thore D. Hansen
: Taupunkt
: Europa Verlag GmbH& Co. KG
: 9783958904712
: 1
: CHF 15.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 272
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Unter Ausschluss der Öffentlichkeit hat Wissenschaftler Tom Bayer das auch im Weltklimarat umstrittene Phoenix-Programm entwickelt. Es fordert die Aufhebung von Welthandel und Globalisierung, dazu Climate-Engineering, komplette Umstellung der Landwirtschaft, rigorose Geburtenkontrolle, künstliche Sicherung der Polarkappen, gigantische Aufforstungen - allesamt schwerste Eingriffe in das gewohnte Leben der Menschen. Kein Wunder, dass die Regierungen der Welt nichts davon wissen wollen. Nach einer weiteren gescheiterten Klimakonferenz zieht sich Tom aus dem Weltklimarat zurück. Toms Bruder Robert ist Großlandwirt in Norddeutschland. Sein Land leidet unter der Dürre und er selbst an Alkoholsucht. Die ungleichen Brüder trennt ein alter familiärer Konflikt, während sich ihre ebenso ungleichen Töchter anfreunden. In Deutschland entschließt sich Tom, mit seinem Forderungskatalog an die Öffentlichkeit zu treten, und löst damit eine mediale Hetzjagd aus. Die Auseinandersetzungen zwischen Klimaleugnern und Klimaaktivisten werden immer gewalttätiger. Nicht nur Bruder Robert sieht seine wirtschaftliche Existenz bedroht und verliert sich in Verschwörungstheorien. Während das Thema Klimawandel die Brüder entzweit, stellen sich die Töchter zwischen die unversöhnlichen Geschwister und fordern ihre Zukunft ein. Plötzlich ist die lange vorhergesagte Klimakatastrophe Realität. Eine ungeheure Hitzewelle wälzt sich über Europa; Stromausfälle und Brände bringen das öffentliche Leben zum Erliegen, Zehntausende Menschen sind vom Hitzetod bedroht. Der Katastrophenschutz versagt. Alleingelassen auf Roberts Hof in Ostdeutschland kämpft Familie Beyer ums physische Überleben und muss sich ihren Dämonen stellen. Die Trümmer vor Augen wissen alle, dass etwas geschehen muss. Werden die Töchter Aktivisten einer epochalen Veränderung, setzt sich das Phoenix-Programm durch?

Thore D. Hansen, Politikwissenschaftler und Soziologe, arbeitete erfolgreich als Journalist und ist Experte für internationale Politik sowie Autor futuristischer Politthriller wie Quantum Dawn und China Dawn. 2017 wurde seine kommentierte Biografie der Sekretärin von Joseph Goebbels, Ein Deutsches Leben, als Warnung vor dem neuen Rechtspopulismus weltweit in 20 Sprachen übersetzt. Seine Bücher extrapolieren die Folgen gegenwärtiger Trends für die nächste Zukunft.

Kapitel 1


LENTZKE, SÜDLICH VON POTSDAM – 38 GRAD


In der Küche steckte Robert Beyer seinen Kopf unter den Hahn, das kalte Wasser beruhigte, aber nur kurz. Er formte beide Hände zu einer Schale, zögerte, trank einen Schluck und ließ den Rest langsam durch die Finger gleiten. Wenn die Gerüchte stimmten, könnte Wasser bald rationiert werden. Der Konflikt zwischen der Bevölkerung und der Landwirtschaft würde weiter angeheizt werden.

In all den Jahren war Robert der Versuchung aufzugeben nie so nahe gewesen. Die Arbeit auf dem elterlichen Hof in Nordfriesland, dazu die Arbeit auf dem zweiten Hof mit der kleinen Fischzucht in Brandenburg, das alles brachte ihn an seine Grenzen. Wie viel Wasser war noch in den Brunnen? Wie lange reichten die Vorräte für das Vieh? Wann musste er mit der Notschlachtung beginnen? Wie viel würde der Staat für den Ernteausfall in diesem Jahr noch übernehmen?

Nach einem sehr langen Tag hatte Robert erst am späten Abend seinen Hof in Lentzke, nicht weit von Fehrbellin, erreicht. Ein kleines Dorf, ohne Zentrum, nur von einer Durchgangsstraße durchzogen. Trotz seiner großen Erschöpfung fand er erst spät in den Schlaf. Die Nächte wurden zunehmend tropisch, immer heißer und schwüler. Darauf war sein Körper, der gewohnt war, im kühlen Norden zu bestehen, nicht eingerichtet. Die Nächte, die einst Erholung brachten, wurden zur Mühsal.

Um 6 Uhr morgens heulten die Sirenen. Feuer fraß sich durch das Getreidefeld seines Nachbarn. In letzter Minute konnte die Feuerwehr verhindern, dass die Flammen auf seinen alten Vierkanthof überschlugen. Nicht alle hatten so viel Glück. Die Dürre und die Brände hatten die Landwirte im Osten Deutschlands schon viel härter erwischt. Sehr bald aber würde es auch das einstmals so feuchte Norddeutschland treffen. Alle paar Jahrhunderte seit Bestehen der Zivilisation, ob im hohen Norden oder bis ins Nildelta, war das schon immer eine tragische Realität gewesen, wusste Robert. Hunger und Mangel hatten schon ganze Reiche und Dynastien hinweggefegt.

Kurz vor zwölf kam eine Nachricht des Bürgermeisters. Die Landwirtschafts