: Susan Hastings
: Gaslicht 26 Spiegel der Angst
: Blattwerk Handel GmbH
: 9783740910211
: Gaslicht
: 1
: CHF 1.80
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 100
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In dieser neuartigen Romanausgabe beweisen die Autoren erfolgreicher Serien ihr großes Talent. Geschichten von wirklicher Buch-Romanlänge lassen die illustren Welten ihrer Serienhelden zum Leben erwachen. Es sind die Stories, die diese erfahrenen Schriftsteller schon immer erzählen wollten, denn in der längeren Form kommen noch mehr Gefühl und Leidenschaft zur Geltung. Spannung garantiert! Auf Ursulas Stirn standen Schweißperlen. Giovanni stellte eine Flasche Wasser auf den Tisch, und Ursula trank gierig. Aber es war weniger die Hitze, die sie so mitnahm, als vielmehr ihr seltsamer Zustand, der irgendwie nicht ganz real zu sein schien. Sie nahm ihre Umgebung wahr, als würde sie einen Film anschauen, sie war mittendrin und doch unbeteiligter Betrachter. Was mache ich eigentlich hier? fragte sie sich wieder. Was will ich hier? Wer war die tote Frau auf dem Friedhof, daß sie das alles auf sich nahm?» Gott sei Dank, die Maschine startet wenigstens pünktlich«, seufzte Hannes Berger und legte den Arm auf die Schulter seiner Schwester Ursula. »Lange kann ich nämlich nicht mehr warten, habe ja noch fast zwei Stunden Autofahrt nach Hause zurück.« Er schaute verstohlen auf seine Armbanduhr. In der Abfertigungshalle des Flughafens herrschte reges Treiben. Die meisten Passagiere schoben große Kofferberge vor sich her. Es war unübersehbar Urlaubszeit. Ursula Berger versuchte, ihre Aufregung zu verbergen. Sie stand ein wenig verloren in dem Getümmel und hielt ihre kleine Reisetasche krampfhaft in der Hand. Es war das erste Mal, daß sie ihren Bruder verließ, seit seine Frau im Krankenhaus lag. Sie fühlte sich für Hannes und seine Familie verantwortlich. Und da sie selbst keine Familie besaß, war es für sie selbstverständlich, ihrem Bruder in der Not beizustehen. Seine Frau war ihr dafür dankbar, sie konnte sich in Ruhe auf ihre Genesung konzentrieren. »Also, Hannes, bitte paß auf die Kinder auf. Vor allem auf Ulrike, damit sie ordentlich ihre Hausaufgaben erledigt. Und für

Auf Ursulas Stirn standen Schweißperlen. Giovanni stellte eine Flasche Wasser auf den Tisch, und Ursula trank gierig. Aber es war weniger die Hitze, die sie so mitnahm, als vielmehr ihr seltsamer Zustand, der irgendwie nicht ganz real zu sein schien. Sie nahm ihre Umgebung wahr, als würde sie einen Film anschauen, sie war mittendrin und doch unbeteiligter Betrachter. Was mache ich eigentlich hier? fragte sie sich wieder. Was will ich hier? Wer war die tote Frau auf dem Friedhof, daß sie das alles auf sich nahm?»

Gott sei Dank, die Maschine startet wenigstens pünktlich«, seufzte Hannes Berger und legte den Arm auf die Schulter seiner Schwester Ursula. »Lange kann ich nämlich nicht mehr warten, habe ja noch fast zwei Stunden Autofahrt nach Hause zurück.« Er schaute verstohlen auf seine Armbanduhr. In der Abfertigungshalle des Flughafens herrschte reges Treiben. Die meisten Passagiere schoben große Kofferberge vor sich her. Es war unübersehbar Urlaubszeit.

Ursula Berger versuchte, ihre Aufregung zu verbergen. Sie stand ein wenig verloren in dem Getümmel und hielt ihre kleine Reisetasche krampfhaft in der Hand. Es war das erste Mal, daß sie ihren Bruder verließ, seit seine Frau im Krankenhaus lag. Sie fühlte sich für Hannes und seine Familie verantwortlich. Und da sie selbst keine Familie besaß, war es für sie selbstverständlich, ihrem Bruder in der Not beizustehen. Seine Frau war ihr dafür dankbar, sie konnte sich in Ruhe auf ihre Genesung konzentrieren.

»Also, Hannes, bitte paß auf die Kinder auf. Vor allem auf Ulrike, damit sie ordentlich ihre Hausaufgaben erledigt. Und für Felix habe ich zwei Tage vorgekocht, jeden Tag taust du eine Portion auf, aber vorsichtig, dann erwärmst du sie in der Mikrowelle…«

»Uschi, ich weiß doch Bescheid«, erwiderte Hannes Berger. »Mach dir keine Sorgen um uns, die paar Tage werden wir schon ohne dich überstehen. Es tut mir wirklich leid, daß ich nicht nach Italien fliegen kann, aber du weißt ja, im Moment ist in der Firma Hochdruck. Ich bin dir dankbar, daß du mir diese Geschichte abnimmst. Und hab’ keine Angst, Fliegen ist sicherer als Autofahren.«

Ursula Berger stöhnte leise auf. »Das sagst du mir schon seit Tagen, aber ich habe trotzdem weiche Knie. Ich bin noch nie geflogen. Ich weiß doch gar nicht, ob ich alles richtig mache.«

»Du brauchst gar nichts zu machen. Das machen die Piloten. Grüße Tante Evelyn ganz herzlich und sage ihr, daß es mir leid tut, daß ich nicht selbst kommen konnte, und ich wünsche ihr gute Besserung. Ah, dein Flug wird aufgerufen. Du mußt jetzt in den Transitraum.« Hannes Berger umarmte seine Schwester und schob sie dann sanft von sich. Ursula ging durch die Personenschleuse und ließ mit angehaltenem Atem die Prozedur der Metallsuche über sich ergehen. Mit einem rührend hilflosen Blick wandte sie sich nach ihrem Bruder um. Der winkte kurz und nickte ihr beruhigend zu. Für Ursula war es, als fiele eine schwere Gefängnistür hinter ihr zu.

Die Passagiere zwängten sich durch den Gang des Flugzeuges und suchten nach ihren Plätzen. Immer wieder kam der Menschenstrom zum Stocken, wenn einzelne Fluggäste ihr Gepäck in den Ablagen über den Sitzen verstauten. Auf Ursulas Reihe saß bereits ein schlanker, dunkelblonder Mann und las eine Zeitung. Etwas umständlich nahm sie Platz und hielt ihre Handtasche krampfhaft auf ihrem Schoß fest. Der Mann nickte kurz und vertiefte sich wieder in seine Zeitung. Als die Maschine anrollte und die Stewardeß mit den Sicherheitsbelehrungen begann, faltete er seine Zeitung zusammen und steckte sie vor sich in das Broschürennetz. Etwas irritiert blickte er zu Ursula herüber.

»Sie können Ihre Tasche oben ins Gepäckfach legen«, sagte er zu ihr.

»Ach, es geht schon«, erwiderte Ursula und lächelte gequält.

»Aber dann haben Sie die Hände frei zum Essen«, ließ der Mann nicht locker.

Ursula blickte ihn erstaunt an. »Wieso zum Essen? Ich habe nichts zu essen dabei.«

Der Mann lächelte ein wenig nachsichtig. »Fliegen Sie zum ersten Mal?« fragte er.

Ursula nickte und