von Manja Plehn
Rahmenbedingungen des Aufwachsens
Traditionell war das deutsche Schulsystem durch die Halbtagsschule am Vormittag gekennzeichnet. An den Nachmittagen mussten zwar noch die Hausaufgaben erledigt werden, aber in der Regel stand den Kindern viel Freizeit zur individuellen Gestaltung zur Verfügung (Göppel 2017: 41). Mit dem Ausbau der Ganztagsschulen verändern sich die Schulen und gleichzeitig auch die Rahmenbedingungen des Aufwachsens. „Aus traditionell halbtags geöffneten Institutionen mit starker Orientierung auf die Vermittlung kulturell-wissensbasierter Kompetenzen werden Institutionen, in denen Kinder große Teile jener Zeit verbringen, die früher als Freizeit charakterisiert war“ (Deutscher Bundestag 2013: 38). Diese Entwicklung beeinflusst die Zeitstrukturen, in denen Kinder leben. Sie erhöht den Organisationsgrad ihres Lebens.
Zu jenen Bedingungen des Aufwachsens, die sich in den letzten Jahren deutlich verändert haben, zählt auch die Institutionalisierung von Kindheit. Damit ist gemeint, dass Kinder heute deutlich mehr Lebenszeit in Einrichtungen verbringen, die speziell unter pädagogischen Gesichtspunkten und mit pädagogischen Zielsetzungen und Ansprüchen eingerichtet wurden. Inzwischen nutzt mehr als jedes zweite Grundschulkind ein Ganztagsangebot (vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2022: 134). Das bedeutet, Kinder sind heute deutlich häufiger und intensiver als früher in Interaktion mit Personen verwickelt, die das pädagogische Geschäft berufsmäßig