Vorwort zur 7. Auflage
Dieses Buch bejaht die Realität des Geistes und die Realität der Materie und versucht die Beziehung zwischen beiden klarzulegen an dem speziellen Beispiel des Gedächtnisses. Es ist also ausgesprochen dualistisch. Aber andrerseits betrachtet es Körper und Geist auf eine solche Art, daß es viel zur Milderung wenn nicht Hebung der theoretischen Schwierigkeiten beizutragen hofft, die immer aus dem Dualismus erwachsen sind und die daran Schuld sind, daß er, den doch das unmittelbare Bewußtsein nahelegt und der gesunde Menschenverstand annimmt, bei den Philosophen in sehr geringem Ansehen steht.
Diese Schwierigkeiten stammen größtenteils aus dem bald realistischen, bald idealistischen Begriffe, den man sich von der Materie macht. Unser erstes Kapitel will zeigen, daß beide, Idealismus und Realismus, gleich übertriebene Theorien sind, daß es falsch ist, die Materie auf die Vorstellung zu reduzieren, die wir von ihr haben, und ebenso falsch, ein Ding aus ihr zu machen, das in uns Vorstellungen erzeugt, das aber von anderer Natur wäre als diese Vorstellungen. Für uns ist die Materie eine Gesamtheit von »Bildern«. Und unter »Bild« verstehen wir eine Art der Existenz, die mehr ist als was der Idealist »Vorstellung« nennt, aber weniger als was der Realist »Ding« nennt – eine Existenz, die halbwegs zwischen dem »Ding« und der »Vorstellung« liegt. Diese Auffassung der Materie ist ganz einfach die des gesunden Menschenverstandes. Ein Mensch, dem philosophische Spekulationen fremd sind, würde sehr erstaunt sein, wenn man ihm sagte, daß der Gegenstand, den er vor sich hat, den er sieht und fühlt, nur in seinem Geiste und nur für seinen Geist existiert oder gar, allgemeiner, nur für einen Geist existiert, wie Berkeley es wollte. Unser Mann würde immer behaupten, daß der Gegenstand unabhängig von dem Bewußtsein existiert, das ihn wahrnimmt. Aber andrerseits würden wir ihn ebenso erstaunen, wenn wir ihm sagten, daß der Gegenstand ganz verschieden ist von dem, was man an ihm wahrnimmt, daß er weder die Farbe hat, die das Auge ihm verleiht, noch die Festigkeit, die die Hand an ihm findet. Für ihn sind Farbe und Festigkeit am Gegenstand: keine Zustände unseres Geistes, sondern die konstitutiven Elemente einer von der unseren unabhängigen Existenz. Für den gesunden Menschenverstand existiert also der Gegenstand an sich, und andrerseits ist der Gegenstand an sich farbig, wie wir ihn wahrnehmen: er ist ein Bild, aber ein Bild, das an sich existiert.
Ganz in diesem Sinne fassen wir das Wort »Bild« in unserm ersten Kapitel. Wir stellen uns auf den Sta