Das Buch beginnt mit einem Wunsch
Haltet die Uhren an. Vergesst die Zeit. Ich will euch Geschichten erzählen. Wir wollen in der Zeit zurück- und vorwärtswandern, Vergangenheit und Gegenwart durchstreifen und manchmal Blicke in die Zukunft tun. Die101 Geschichtentage meines Lebens, an denen ich Geschichten hörte oder auch erzählte, sie werden euch hier nacherzählt, vom ersten bis zum hundertersten Tag.
Der Ort, an dem ich die Geschichten in die richtige Reihenfolge bringe, ist eine Insel vor der Küste Afrikas. Hier waren einmal, so sagt man, die Glücklichen Inseln. Hier, heißt es, lagen die Gärten der Hesperiden, aus denen Herkules die goldenen Äpfel stahl. Hier war die Zeit stets anders als woanders. Hier lief man noch in Ziegenfellen oder Lendenschurzen, als Herr Kolumbus, reich gekleidet, von diesen Inseln aus Amerika entdeckte. Hier zählt die Zeit nach schönen Augenblicken. Drum haltet eure Uhren an. Vergesst die Zeit. Ich will euch Geschichten erzählen.
Ich sehe euch, wie ihr euch unter mir, im Tal der Palmen, von allen Seiten her versammelt. Ich sehe euch, wie ihr euch auf die Felsen setzt, erwartungsvoll. Ich sehe euch sitzen mit baumelnden Beinen auf der anderen Seite der Schlucht, in mein Gehäuse auf dem Dache niederblickend mit gespannten Mienen. Auch auf den Mauern und Terrassen meines Hauses sehe ich euch sitzen, und alle Fenster meiner Bücherbude sind für euch geöffnet. Der Tag ist schön. Die Kaktusfeigen blühen. Und wenn ein Dröhnen euch erschreckt, dann ist es nur der Fischmann: Er bläst auf seiner Muschel und zieht weiter.
Wenn aber über dem Tal der Mond aufgeht, schlaft ein: Ihr werdet euch in euren eigenen Betten wiederfinden. Doch wollt ihr wiederkommen, dann schlagt die Bücher der101 Geschichten auf. Dann sitzt ihr wieder unter oder über mir im Tal und auf den Felsen, und heute ist gestern und gestern ist heute.
Vergesst die Zeit, die man Geschichte nennt. Taucht ein in die Zeit der Geschichten. Auch ich vergesse die Zeit. Ich sitze unter euch, acht Jahre alt, ein Kind unter Kindern. Kommt mit zu einer kleinen Insel in der Nordsee und lasst euch die Geschichten des ersten bis vierten Tages erzählen.
Und fragt ihr mich nun doch nach Ort und Zeit, dann ist es Sommer und ihr lest:
In alten Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat, war ich noch nicht geboren. Als ich zur Welt kam, half das Wünschen schon nichts mehr. Nur einmal hat es mir, glaube ich, doch geholfen. Das war an einem kalten Wintermorgen, als aus dem grauen Meer der Rand der Sonne sichtbar wurde. Da sagte Gintje, unsere alte Nachbarin: »Mach schnell die Augen zu und wünsch dir was, mein Junge. Halt das Gesicht in Richtung Sonne, und wenn du meinst, sie ist erschienen, dann mach die Augen wieder auf.«
Alles, was Gintje sagte, tat ich auch, und als ich hinterher die Augen wieder aufschlug, war schon der ganze Sonnenball zu sehen.
»Dein Wunsch wird in Erfüllung g