: Edward Bulwer-Lytton
: Zanoni - Ein okkulter Roman
: epubli
: 9783756552405
: 1
: CHF 1.80
:
: Erzählende Literatur
: German
: 615
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Zanoni ist ein okkulter Roman von Edward Bulwer-Lytton aus dem Jahr 1842, eine Geschichte über Liebe und okkultes Streben. Er erzählt die Geschichte eines Mannes, der in Chäldea geboren wurde und dort von seinen Meister Adonai (Mejnour) das Elixier des ewigen Lebens bekam. Viele Tausend Jahre lebt er isoliert von der Menschheit, bis er sich zur Zeit der Französischen Revolution in die italienische Opernsängerin Viola verliebt. Sein Meister Mejnour warnt ihn vor einer Liebesaffäre, da er sich nicht verlieben darf, ohne seine Macht der Unsterblichkeit zu verlieren. Ein Engländer namens Glyndon liebt Viola ebenfalls, entsagt aber seiner Liebe, um sich okkulten Studien zu widmen. Er gerät in den Bann des 'Hüters der Schwelle', jenes Wächters, der den Unwürdigen den Zugang zum Einweihungsweg verweigert. Ein Buch über den Fall eines unsterblichen Meisters.

Edward George Bulwer-Lytton, 1. Baron Lytton PC (* 25. Mai 1803 in London; ? 18. Januar 1873 in Torquay) war ein englischer Romanautor und Politiker des 19. Jahrhunderts.

 

 

​Kapitel 1.1


In Neapel lebte und blühte in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ein ehrenwerter Künstler, Gaetano Pisani mit Namen. Er war ein Musiker von großem Genius, aber von nicht sehr populären Ruf; in allen seinen Kompositionen war etwas Launenhaftes und Fantastisches, was dem Geschmack der Musikliebhaber in Neapel nicht zusagte. Er war ein Freund von fremdartigen Vorwürfen, die er mit Arten und Symphonien ausstattete, welche in den Hörern eine Art Angst und Entsetzen erweckte. Die Namen feiner Stücke schon werden vermutlich einen Begriff von ihrer Beschaffenheit geben. Ich finde z. B. unter seinen Manuskripten folgende Titel: „Das Fest der Harpye“, „Die Herrn zu Benevento“, „Das Hinabsteigen des Orpheus in den Hades“, „Der böse Blick“, „Die Eumeniden“, und manche andere, die eine gewaltige Einbildungskraft beurkunden, welche sich im Unsichtbaren und Übernatürlichen gefällt, aber oft, vermögen einer erhabenen und zarten Fantasie, durch Passagen von ausnehmender Anmut und Schönheit erfreut. Es ist wahr, dass, bei der Wahl seiner Vorwürfe uns der alten Fabel, Gaetano Pisani dem fernen Ursprung und dem früheren Genius der italienischen Oper weit treuer blieb, als seine Zeitgenossen. Dieser zwar verweichlichte Sprössling aus der alten Vermählung von Gesang und Drama hatte, als er nach langer Verborgenheit und Entthronung, ein schwaches Zepter, wenn auch einen prächtigeren Purpur, an den Ufern des etrurischen Arno oder unter den Lagunen Venedigs wieder erlangte, alle seine ersten Eingebungen aus den fernliegenden klassischen Quellen der heidnischen Sage geschöpft; und Pisanis „Hinabsteigen in den Hades“ war nur eine kühnere, dunklere und wissenschaftliche Wiederholung der „Eurydike“, welche Jacopo Peri in Musik gesetzt hatte bei der festlichen Hochzeit Heinrichs non Navarra mit Maria von Medicis.1 Dennoch, wie schon gesagt, behagte im Ganzen der Stil des neapolitanischen Musikers den Ohren wenig, welche durch die mehr süßen und schmeichelnden Melodien des Tages verzärtelt und ekel geworden waren; und leicht zu entdeckende Fehler und Ausschweifungen, die oft dem Anschein nach ganz mutwillig waren, dienten den Kritikern als Entschuldigung ihrer Abneigung. Zum Glück — denn sonst hätte der arme Musiker Hungers sterben können — war er nicht bloß Komponist, sondern auch ein trefflicher ausübender Künstler, besondere auf der Violine und mit diesem Instrument erwarb er sich ein anständiges Auskommen als Mitglied des Orchesters bei dem großen Theater San Carlo. Hier hielten förmlich und streng vorgeschriebene Aufgaben seine exzentrischen Launen notwendigerweise so ziemlich im Zaum, obwohl berichtet wird, dass er nicht weniger alle fünf Mal von seinem Notenpult habe abtreten müssen, weil er die Kenner erschreckt, und das ganze Orchester in Verwirrung gebracht hatte durch improvisierte Variationen von so ergreifender und wahnsinniger Art, dass man wohl hätte wähnen können, die Harpyien oder Hexen, welche ihm seine Kompositionen eingaben, haben mit ihren Krallen sein Instrument gepackt. Aber die Unmöglichkeit, einen gleich trefflichen Künstler, wie er, in seinen hellen und ordentlichen Zeiten, war, aufzutreiben, ha