Cecile erkannte nicht die Gefahr, in der sie sich befand. Sie hatte nur einen Wunsch, fort von diesem Mann. Doch da fühlte sie sich ins Boot gezerrt. Sie schrie auf. Die Wellen ließen das Boot wie ein Spielzeug gegen die Steinwände schlagen. Das ist das Ende, dachte Cecile.
Tessa war unehelich geboren worden. Sie hatte ihren Vater weder gekannt, noch vermißt.
Cecile Finley, ihre Mutter, war vor neunzehn Jahren verlobt gewesen. Diese Verlobung hatte nur kurze Zeit bestanden. Als sie merkte, daß sie ein Kind erwartete, hatte sie den Ort verlassen und war nach Edinburgh zurückgekehrt. Später hatte sie die Stelle bei Dr. Hutton aufgegeben und war nach London gegangen. Hier war sie unter dem Mädchennamen ihrer Mutter untergetaucht.
Seither hatte sie nie wieder etwas von Dr. James Denniston, ihrem ehemaligen Verlobten, den sie heute noch liebte, gehört. Nie hatte sie körperliche Beziehungen zu ihm gehabt. Cecile war sich nicht bewußt, mit irgendeinem anderen Mann jemals intime Beziehungen gehabt zu haben.
Damals hatte sie auf geheimnisvolle Weise Lord Darwin kennengelernt, von dem sie annahm, daß er Captain Wratt gewesen war. Die Sage, die damals am Kap Wratt kursierte, stammte aus dem fünfzehnten Jahrhundert und besagte, daß dieser Captain Wratt über Jahrhunderte hinweg gelebt hatte, weil er einmal einem großen Fisch das Leben schenkte und dafür ewiges Leben erhielt, solange er es wollte. Dieser Mann war in Ceciles Armen gestorben.
Nach ihrer Meinung war es möglich, daß Tessa von ihm stammte, obwohl sie sich nicht erinnerte, je mit ihm näher zusammengewesen zu sein. Aber da gab es einige rätselhafte dunkle Punkte, die sie zweifeln ließen.
Es blieb Cecile nichts weiter übrig, als Tessa zu gestehen, daß sie ihren Vater nicht kenne. Ihre Unruhe wuchs, je älter Tessa wurde, die jetzt achtzehn Jahre alt war. Würde sich ihre Tochter nicht eines Tages von ihr abwenden? Dazu kam, daß nichts im Aussehen des Mädchens auf den Vater schließen ließ. Sie war ganz das Ebenbild ihrer immer noch schönen Mutter.
*
An einem sanften Frühlingstag war Cecile gegen Abend zu Fuß heimgegangen. Überall begann es in der Natur zu grünen. Krokusse drängten aus noch blassem Rasen heraus. In den Gärten blühte der Ginster.
Sie war den ganzen Nachmittag von einer inneren Unruhe befallen gewesen, die sich bis zum Abend noch nicht gelegt hatte. Zuerst glaubte sie an eine nahende Krankheit. Aber das war es nicht. Sie war nicht krank, und auch Tessa erfreute sich bester Gesundheit. Ihre Gedanken forschten nach einer möglichen Ursache für diesen sonderbaren Zustand – vergebens.
Cecile hatte weder den Frühlingsduft verspürt noch war ihr bewußt geworden, daß sie schon eine ganze Weile unterwegs war. Daher war sie überrascht, als sie jetzt vor dem Haus angelangt war, in dem sie wohnte. Zögernd stieg sie die zwei Stockwerke hinauf.
Schon, als sie ihre Wohnungstür aufschloß, sah die den Zettel, der unter dem Spiegel auf einer Abla