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Das hier ist, könnte man sagen, die Geschichte eines Fotos.
Natürlich ist es auch die Geschichte um den geheimnisvollen Tod eines Mannes, eine Geschichte über Berge, und nicht zuletzt beschäftigt sie sich auch mit der Trennung eines Paares.
Apropos Foto: Neulich hatte ich ein seltsames Erlebnis.
Ich war in einer Buchhandlung, um die Zeit vor einem Treffen zu überbrücken, und das Bild auf einem Cover zog meine Aufmerksamkeit auf sich.
Es war ein berühmtes Foto.
Drei junge Männer, förmlich gekleidet, gehen auf einem Trampelpfad durchs Feld. Alle drei schauen über ihre Schultern zurück zum Betrachter.
Der Gesichtsausdruck, mit dem die drei mich anblickten, war schwer zu definieren.
Natürlich sahen sie eigentlich den Fotografen an, aber es schien, als hätte man sie, während sie dort gingen, von hinten gerufen und als blickten sie mich, den Betrachter, direkt an.
Fotos dieser Art wurden Anfang des20. Jahrhunderts aufgenommen, um Menschen aus allen Klassen und Berufen abzubilden, aber die Blicke dieser drei jungen Bauern, schon längst verstorben, überdauerten die Zeit und durchbohrten mich jetzt noch über ein Jahrhundert später. Das berührte mich ein bisschen, aber das Seltsame an dem Bild war etwas anderes. Als ich es ansah, hatte ich ein heftiges Déjà-vu.
Es war nicht das erste Mal, dass sich mehrere Leute umdrehten, um mich auf genau diese Weise, in genau dieser Haltung anzusehen. Ich war mir dessen sicher, und das beunruhigte mich. Die Gewissheit brachte mich zum Erschaudern.
Aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, darüber nachzudenken. Jetzt muss ich mich auf das konzentrieren, was vor mir liegt, und auf das Gespräch, das ich gleich führen werde. Denn wie ich schon sagte, es ist auch die Geschichte eines Mannes und einer Frau, die sich trennen.
Das kann ich so genau sagen, weil ich dieser Mann bin und das, was »vor mir liegt«, die besagte Frau.
Heute Abend ist unser letzter gemeinsamer Abend in dieser Wohnung, ehe wir getrennte Wege gehen.
Es ist Frühsommer. Das Fenster steht offen, und ab und zu kommt eine angenehme Brise hereingeweht. Wenn das Fenster nachts offen ist und sich Außen- und Innenluft verwirbeln, entsteht ein seltsam banges Gefühl von Freiheit.
Die Umzugsleute haben bereits die meisten unserer Sachen mitgenommen, und die Wohnung sieht leer und geräumig aus. Wir sitzen uns gegenüber, zwischen uns ihr Koffer, den wir als Tisch benutzen. Wir haben keine Sitzkissen mehr, aber die Tatami-Matten fühlen sich angenehm kühl an.
Natürlich ist das Bettzeug ebenfalls fort, also schlafen wir heute Nacht wohl wie die Sardinen.
Gleich morgen früh kommen Handwerker, um Gas, Wasser und Strom abzustellen. Dann übergeben wir dem Immobilienmakler die Schlüssel, verlassen das Haus, und jeder geht seiner Wege. Das ist jedenfalls der Plan.
In den letzten Tagen waren wir so mit Packen und Organisieren beschäftigt, dass wir keine Zeit für ein richtiges Gespräch hatten. Man denkt immer erst in letzter Minute an alles, was bei einem Umzug zu erledigen ist.
Und man weiß auch nie, wie viel man besitzt, bis man anfängt zu packen. Es ist erstaunlich, wie viel wir in einer bescheidenen Zweizimmerwohnung wie dieser untergebracht haben. Wir waren in der letzten Woche Tag und Nacht damit beschäftigt, unsere Sachen zu sortieren, sodass wir uns kaum gesehen haben.
Aber ich glaube, wir wussten beide von