1.Vom Machen und Sein – Wer bist du?
Es sind die einfachen, kurzen Fragen, wie Kinder sie stellen, die uns in die Bredouille bringen. Die uns in die tiefsten Tiefen unserer Ungewissheit treiben. An denen wir verzweifeln und zu zerbrechen drohen und sie immer wieder beiseiteschieben, weil wir das schon immer so gemacht haben. Weil das Zugeständnis an uns selbst, es einfach nicht ergründen zu können, ein zu harter Schlag in unser Gesicht wäre. Wir wollen wissen, wir wollen verstehen. Und wo das nicht gelingt, dort wird weggeschoben.
Wer bist Du?
Der Mensch, die Krone der Schöpfung, der über allem steht, weil er sich aus unerklärlichen Gründen selbst dorthin befördert hat. So großartige Dinge hat er erfunden: Wir fliegen durch die Lüfte, schwimmen auf den Meeren, bohren uns ins Planeteninnere, erkunden neue Lebensräume. Wir befinden uns gleichzeitig über, unter und auf der Erde. Und haben doch keinerlei Überblick über die Komplexität und das Ausmaß unserer Eingriffe.
Unsere ersten, wichtigen Fragen des Lebens beantworten unsere Eltern, später unsere Lehrer, dann unsere Ausbilder und irgendwann keiner mehr. Dann sind wir plötzlich erwachsen und sollen alles selber wissen. Auf einmal sind wir die, die all die Fragen der Kinder beantworten sollen. Dabei können wir nicht mal unsere eigenen Fragen beantworten. Wenn Google es auch nicht weiß.
Wie privilegiert sind wir, wenn es uns nicht gelingt, diese einzige kleine Frage zu beantworten: Wer bin ich?
Kinder fragen einander: «Werbist Du?» und die Antwort kommt leicht und unerschrocken. «Ich bin Anna» oder «Ich bin Max». Damit ist fürs Erste alles gesagt und das Wichtigste geklärt.
Anders als Kinder fragen Erwachsene: «Wasmachst Du?» Damit ist ausnahmslos gemeint, was Du beruflich machst. Das ist dann die Frage, deren Antwort beginnen muss mit: «Ich bin …». Jetzt ist meine Frage, bin ich tatsächlich das, was ich mache? Bestimmt mein Machen mein Sein? Bin ich in meinem Machen gefangen, damit ich etwas sein kann? Machen kommt ja auch von Macht. Das, was ich mache, darüber habe ich die Macht. Und meine Macht ist mein Sein.
Kann mein Sein nur durch das Machen definiert werden? Das scheint mir zu wenig. Es klingt unvollständig. Nein, mein Sein kann sich unmöglich nur darauf beschränken!
Also, in meinem Fall, war diese überaus wic