17. APRIL 2014
An dem Mittag, als Kolja seine Ladentür aufschließt und einen jungen Mann mit einem Maschinengewehr die Straße überqueren sieht, schrecken wir aus unserem Halbschlaf. Der Boden hat sich verschoben. Wir spüren das Rütteln, das Wackeln. Die Pfeile in unserem Rücken brennen, versengen uns das weiße Fell.
»Etwas verschiebt sich. Und wir stehen dabei«, flüstern wir.
»Es musste so kommen«, sagt einer von uns, »ich habe das Beben unter meinen Hufen gespürt.« Wir neigen unsere Geweihe, versuchen zu hören, was die Erde uns sagt. Wir lauschen, wie tief das Blut eingesickert ist, ob es sich rührt, ob es unter der schwarzen Erde stillhält. Wir wollen wissen, wie es unseren Donkosaken-Nachfahren ergeht. Wir wussten, dass etwas im Gang war. Im Winter 2013 vernahmen wir, dass unser Kolja aus dem Osten des Landes seinen Cousin Andriy im Westen anrief. Wir wussten, er tat dies nicht von zu Hause aus, nicht dort, wo seine Frau Larissa und seine Tochter Marija