Olaf Kamrath • Eigentlich ging es direkt mit dem Mauerfall so richtig los. Im Herbst 1989 durfte man nicht mehr ins sozialistische Ausland reisen, alles war zu. Doch dann tat sich Mitte Oktober in der ČSSR plötzlich ein Türchen auf. Das war für mich das Signal zum Aufbruch. Am Abend feierte ich mit Freunden in Gnewikow in einer Dorfdisco meinen Abschied. Am nächsten Tag zu meinen Eltern und der Oma, alle heulten, umarmten mich und wünschten mir viel Glück.
Ein Kumpel wartete spontan am nächsten Morgen bei der Deutschen Bank auf mich. Ich hatte meine Kraxel mit allen wichtigen Dingen vollgepackt. Er stand im Jeansanzug vor der Bank und sagte: »Ich komme mit!« Kein Geld, keine Klamotten, nur er und sein Jeansanzug. Ich hatte dreihundert Westmark und vielDDR-Geld dabei. Wir fuhren nach Berlin, nahmen noch eine Demo mit und stiegen am Nachmittag in den Zug nach Prag. Es herrschte eine merkwürdige Stimmung, jeder Zweite ein potenzieller Flüchtling, alle schauten misstrauisch. Aber die Fahr verlief glatt.
Kaum in Prag angekommen, kamen die