: Harry Albrecht
: Bausteine einer neuen Gemeindekultur Wie die Kirche vor Ort mehr Ausstrahlung gewinnt
: Gütersloher Verlagshaus
: 9783641302108
: 1
: CHF 16.70
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: Praktische Theologie
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
D r Gemeinde ein neues Profil geben
Eine christliche Gemeinde sollte sein wie eine Stadt auf einem Berg - sie kann nicht verborgen bleiben, leuchtet und ist attraktiv. Damit sie es wird, braucht es eine geeignete Kultur der Wertschätzung in der Begegnung und im Umgang miteinander. Eine solche Kultur ändert die Weise, wie wir miteinander kommunizieren, fördert Dankbarkeit und prägt das Gemeindeleben von innen nach außen - vom Umgang mit Menschen bis hin zum bewussten Einsatz von Räumen und Gebäuden. Auf dieser Grundlage lässt sich auch das spezielle Profil einer Gemeinde entwickeln - einer Gemeinde von Menschen, die füreinander da sind und andere einladen, hinzuzukommen. Mit zahlreichen Beispielen aus der Gemeindepraxis regt der Autor dazu an, die Strahlkraft der eigenen Gemeinde Schritt für Schritt zu erhöhen.
  • Wie Gemeindekultur revolutioniert werden kann!
  • Praktische Ansätze für ein Gemeindeleben mit Strahlkraft
  • Alle Details der Gemeindearbeit praktisch und alltagstauglich gefasst


Harry Albrecht, geb. 1968, ist evangelischer Theologe und Pfarrer. Nach dem Studium der Theologie in Bonn und Münster/Westfalen promovierte er zunächst an der Universität Bonn. Nach dem Vikariat in Odernheim wurde er zum Pfarrer ordiniert und arbeitete in verschiedenen Gemeinden in der Pfalz. Seit 2015 ist er Gemeindepfarrer in Otterberg im Kreis Kaiserslautern.

1 Miteinander umgehen – Hier schlägt das Herz!

1.1 Von Mensch zu Mensch: Wertschätzung

Biblische Reminiszenz:

»Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann.

Ist’s möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden.«

Brief des Paulus an die Christen in Rom 12,17–183

Soll Gemeinde als gelingende Begegnung von Menschen funktionieren, ist es unverzichtbar, dass Menschen wertschätzend miteinander umgehen. Wertschätzung ist die grundlegende Sozialkompetenz, auf der viele andere Regeln des Miteinanders aufbauen. Sie kann sich nur in Freiheit entfalten, wenn sie authentisch sein will. Es gehört zur Kultur glaubwürdiger christlicher Gemeinschaft, nicht nur den Mitgliedern und Mitarbeitenden der eigenen Gemeinde, sondern auch Partnern, Gästen, Neuankömmlingen, Durchreisenden und Fremden, selbstverständlich auch Kritikern mit menschlicher Achtung zu begegnen. Denn das ist mit Wertschätzung gemeint:Ich gestehe meinem Gegenüber den gleichen Wert wie mir zu.

Wertschätzung ist die sich in allen Lebensbereichen der Gemeinde äußernde Grundhaltung der Christen.

Wertschätzung äußert sich bereits darin, dass ich Menschen überhaupt wahrnehme. Gleichgültigkeit und Ignoranz passen daher nicht zur Kultur der Gemeinde. Wertschätzung äußert sich in Zuwendung, Interesse, Empathie und Rücksichtnahme. Sie kann geübt und erlernt werden. Man kann sie eine Herzensangelegenheit nennen, aber sie ist mehr als nur eine Emotion. Sie ist eine Verhaltensweise, die sogar gegenüber Menschen zur Geltung kommt, die mir wenig liegen. Die Wertschätzung, die ich Menschen gegenüber zum Ausdruck bringe, spiegelt sich auch in meinem äußeren Erscheinungsbild, in Sprache und Stil.

Daraus folgt im Umkehrschluss, dass die Methoden des Zynismus und der Häme, der Entwürdigung und der persönlichen Anprangerung, die in der Gesellschaft verbreitete Mittel sind, um Aufmerksamkeit zu erregen und Ausgrenzung zu erzeugen,nicht zur Kultur der Gemeinde gehören.

Wertschätzung führt dazu, dass Menschen sich angenommen fühlen. Eine solche Gemeinde macht auf sich aufmerksam, ohne einem Effektivitätsdenken verfallen oder auf missionarische Erfolgsmodelle schielen zu müssen. Die von Wertschätzung geprägte Gemeindekulturhat bereits Strahlkraft nach außen und ist letztlich sogar attraktiver, anziehender als ausgeklügelte Missionsstrategien, die Wertschätzung letztlich vermissen lassen, wenn sie Erfolg in Zahlen messen. Das bedeutet nicht, dass eine Gemeinde sich nicht strategisch klug überlegen sollte, wie sie auf andere zugeht und sie einlädt. Die Gemeinde ruht nicht in sich, ist nicht selbstzufrieden. Sie trägt durch ihre vielfältige Vernetzung ihre Kultur und ihre Botschaft nach draußen und macht auch so auf sich aufmerksam. Aber sie wird zwangsläufig scheitern, wenn die Zielgruppe ihrer Einladung sich nicht für voll genommen, nicht wertgeschätzt fühlt.

1.1.1 Wie »geht« Wertschätzung?

»Heute kennt man von allem den Preis, aber von nichts den Wert.« Dieses Bonmot, das sich so ähnlich schon bei Oscar Wilde findet,4 sollte in der christlichen Gemeinde nicht gelten. Schauen wir uns daher an, wie Wertschätzung konkret »geht«. Man kann sie anhand von Adjekti