: Kaira Jewel Lingo
: Wir wurden für diese Zeiten geschaffen Zehn buddhistische Impulse für mehr Resilienz und Zuversicht
: Lotos
: 9783641303310
: 1
: CHF 5.40
:
: Spiritualität
: German
: 160
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wir leben in unruhigen Zeiten, oft fühlt es sich an, als ob uns der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Vieles, worauf wir uns immer verlassen haben, verändert sich oder ist plötzlich verschwunden. Ob globale Krisen oder unsere ganz persönlichen Sorgen und Nöte – all dies verlangt uns viel ab und kann zutiefst beängstigend sein ...
Die Achtsamkeitslehrerin und frühere buddhistische Nonne Kaira Jewel Lingo macht Mut und schenkt neue Zuversicht: Ihre klaren Ratschläge eröffnen eine positive Sicht auf das Leben mit all seinen Unwägbarkeiten. Mit Lingos Hilfe kultivieren wir mentale Widerstandskraft und Gelassenheit, finden neues Vertrauen in uns selbst und das Leben und können sicher durch schwierige Zeiten navigieren.

Kaira Jewel Lingo ist eine bekannte und beliebte Dharma-Lehrerin, die 15 Jahre lang als ordinierte buddhistische Nonne lebte, wobei sie eng mit ihrem Lehrer, dem ehrwürdigen Thich Nhat Hanh, zusammenarbeitete. Sie spricht fünf Sprachen, lehrt weltweit buddhistische Meditation, Achtsamkeit und die Praxis des Mitgefühls und bietet spirituelles Mentoring für Einzelpersonen und Gruppen an. Kaira Jewel Lingo lebt in New York.

KAPITEL 1
HEIMKEHR


Aber der Stein, den die Erbauer [dieser korrupten Welt] nicht wollten,
soll zum Grundpfeiler werden.
Und egal, welches Spiel sie spielen:
Wir haben etwas, was sie uns nie wegnehmen können,
wir haben etwas, was sie uns nie wegnehmen können.

Bob Marley
»Ride Natty Ride«

Alles, was du werden möchtest,
bist du bereits.

Linji Yixuan

Wir alle machen Umbrüche, harte Zeiten und schwierige Phasen durch. Über kurz oder lang erleben alle von uns Zeiten des Verlusts, der Verwirrung oder des Kummers – und uns wird bewusst, dass wir den Lauf der Dinge nicht steuern können, weder im weltumspannenden Maßstab noch auch nur im Privaten. Doch mit Achtsamkeit können wir lernen, diese schwierigen, herausfordernden Wegstrecken so zu bewältigen, dass nicht noch mehr Leid, nicht noch größere Probleme entstehen. Ja, wir können sogar lernen, uns für die Komplexität und Weisheit zu öffnen, die unter Umständen mit diesen Umbrüchen einhergehen.

Beim Zu-sich-Finden und Zur-Ruhe-Kommen in zutiefst unruhigen Zeiten stellt die Heimkehr einen entscheidenden Schritt dar: das Wieder-nach-Hause-Finden, die Neubesinnung auf uns selbst, auf den gegenwärtigen Moment; wie immer er auch aussehen mag. Denn so kann man Achtsamkeit – Präsenz – ja auch verstehen: als zu sich nach Hause zurückkommen. Wir kehren heim, wann immer wir uns auf unseren Körper besinnen. Dieses Bei-uns-Sein können wir auch alswahres Zuhause betrachten. Denn unser inneres Heim vermag uns niemand wegzunehmen. Und beschädigt oder zerstört werden kann es auch nicht. Solange wir Zugang zu diesem Zuhause in unserem Inneren haben, sind wir in Sicherheit. Egal, was um uns herum geschieht.

Wann immer wir diese Erfahrung des Heimkommens machen, ist es so, als kehrten wir nach einer langen Reise endlich wieder nach Hause zurück. Die Empfindungen, die unter diesen Umständen aufkommen, lassen sich gut mit einem Wort wie Frieden oder vielleicht sogar Freiheit beschreiben – völlig unabhängig davon, wie beengend und restriktiv die Verhältnisse im Außen auch sein mögen. Das Wieder-zu-uns-nach-Hause-Kommen schmeckt vor allem nach Zugehörigkeit. In diesem Zustand fühlen wir uns gestützt und gleichzeitig auch dazu befähigt, andere zu stärken.

Das ist alles deshalb von so großer Bedeutung, weil es leider durchaus im Bereich des Möglichen liegt, dem eigenen inneren Zuhause das ganze Leben lang entfremdet zu bleiben.

Mein Lehrer Thay pflegte seine gesamte Lehre in einem einzigen Satz zusammenzufassen, der da lautete: »Ich bin angekommen, bin zu Hause.« Für ihn bestand das Ziel der Achtsamkeitspraxis im Wesentlichen in der Erfahrung des Angekommenseins im Hier und Jetzt. Außer im gegenwärtigen Augenblick müssen wir nirgendwo sein und nirgendwohin.

Und wann fühlen wir uns bei uns zu Hause? Sobald wir nicht länger Zuflucht im Außen suchen – an einem anderen Ort oder zu einer anderen Zeit – und wenn wir uns des Umstands bewusst werden, dass alles, was wir suchen und uns ersehnen, in unserem Inneren liegt. Lassen wir uns intensiver auf unser Inneres und die Dinge ein, die uns umgeben, kann es sein, dass wir völlig unverhofft die Weite und Freiheit unseres wahren Zuhauses erleben.

Eines Morgens – ich war zu der Zeit noch Novizin – wurde ich bei der langsamen Gehmeditation im Anschluss an das Sitzen plötzlich sehr pr