’Allo ’allo ’allo. Wo soll’s denn hingehen?
Das ist die Stimme von Zerberus, dem Höllenhund mit den drei Köpfen (ein ’allo pro Kopf). Im antiken Mythos bewacht er das Tor zur Unterwelt und passt auf, dass kein Toter herauskommen kann. Seine Zähne sind messerscharf, seine Köpfe gleichen denen von Schlangen und erheben sich über seinem Rücken wie Federbüsche, er spricht aufgesetzt freundlich mit einem, scheint’s, guten alten britischen Bobby, was ein altmodisches Wort für einen Polizisten ist.
Dieser britische Polizist ist allerdings von heute, die neueste käufliche Version, und er hat den Styx überquert, steht am Eingang zur Unterwelt und zeigt den Zerberus-Köpfen Fun-Fotos von sich und anderen Uniformierten, auf denen sie herumalbern, das V-Zeichen über Bildern von Leichen echter Ermordeter machen und scherzhafte rassistische / sexistische Kommentare hinzufügen, Fotos, die er auf der lustigen Polizei-App herumgeschickt hat, die er und seine Kumpels zurzeit verwenden hier im Land der Union-Jack-Jüngelchen im Jahr des Herrn zweitausendeinundzwanzig, in dem diese Geschichte spielt, in der ich zu Beginn eines Abends in meinem Wohnzimmer auf dem Sofa ins Nichts starre, und Fantasie und Wirklichkeit sich auf beklemmende Weise miteinander vermischen.
Zerberus hebt nicht einmal eine Braue (dabei könnte er, wenn er wollte, sechs heben). Ist doch nichts Neues. Sollen sich die Leichen halt stapeln, je mehr, desto besser in einem Land in Trauer, das, permanent dazu angehalten, so tut, als wäre es kein Land in Trauer.
Tragödie versus Farce.
Hatten Hunde überhaupt Augenbrauen?
Ja, Sand. Plausibilität ist wichtig im Mythos.
Ich hätte, wenn ich es genau hätte wissen wollen, vom Sofa aufstehen, den Raum durchqueren und am Kopf des Hunds meines Vaters nachsehen können.
Aber mich kümmerte nicht mehr, ob Hunde Augenbrauen hatten.
Mich kümmerte nicht, welche Jahreszeit es war.
Oder welcher Wochentag.
Zu der Zeit war für mich alles Mist einer einzigen Mistigkeit. Ich verachtete mich sogar für dieses kleine Wortspiel, auch wenn das nicht meine Art war, denn ich liebte Sprache schon mein Leben lang, sie war bei mir die Hauptperson und ich ihre ewig treue Gefährtin. Doch zu der Zeit konnten sogar Wörter und alles, was sie konnten und nicht konnten, mich mal kreuzweise, und damit hatte es sich.
Dann leuchtete mein Handy auf dem Tisch auf. Das Licht leuchtete in dem dunklen Zimmer.
Ich hob das Handy hoch und starrte darauf.
Nicht das Krankenhaus.
Okay.
Eine mir unbekannte Nummer.
Jetzt überrascht es mich, dass ich überhaupt ranging. Ich werd wohl gedacht haben, vielleicht jemand, für den mein Vater gearbeitet hatte oder ein ehemaliger Kollege, und der hatte erfahren, was passiert war, und rief an und wollte wissen, wie es ihm ging usw. Eine Spur verantwortlich fühlte ich mich schon noch bei so was. Die Auskunft hatte ich ja parat.Noch nicht über den Berg. Unter Beobachtung.
Hallo?, sagte ich.
Sandy?
Ja.
Ich bin’s, sagte eine Frau.
Aha, sagte ich, nicht klüger als zuvor.
Sie nannte mir ihren Namen.
Heute heiße ich Pelf, mein Mädchenname ist Martina Inglis.
Es dauerte einen M