June March staunte, als sie die Notiz ihres Chefs auf dem Schreibtisch fand. Sie lautete: Bitte in Public Library Nachschlagewerke über Skalpbräuche nordamerikanischer Indianer und Haarfetischismus sowie mit Menschenhaaren zusammenhängende Rituale der Naturvölker bis in die neueste Zeit besorgen. Bount.
June, eine bildhübsche, modisch gekleidete Blondine, schüttelte den hübschen Kopf. Sie trug die Haare derzeit ziemlich lang und gelockt. Okay, dachte sie und schob in die größte öffentliche Bücherei der Welt ab. Fünf Millionen Bücher, sechs Millionen Bilder, zweihunderttausend Wandkarten, vierzigtausend Zeitungen und Zeitschriften sowie Millionen von Briefen enthielt die New York Public Library an der Kreuzung 5th Avenue und 42nd Street.
Außerdem Manuskripte und Drucke. Das alles in rund dreitausend Sprachen und den verschiedensten Schriften. Sich da durchzugraben, war eine undankbare Aufgabe. June wandte sich an Bibliothekare und eine Professorin.
Am frühen Nachmittag legte sie Bount nicht nur einen ganzen Bücherstapel auf den Tisch, sondern konfrontierte ihn auch schon mit zusammenfassenden Ergebnissen ihrer Recherche. Bount erfuhr, soweit er es nicht schon gewusst hatte, dass die Indianer Nordamerikas unterschiedlich skalpiert hatten.
Manche Stämme begnügten sich mit Kopfhautstückchen von einem Inch Durchmesser. Andere nahmen einen Großteil der Kopfhaut oder die ganze. Mitunter wurde sogar noch der Bart samt Gesichtshaut bei bärtigen weißen Feinden abgezogen. Der Sinn des Skalpierens war, eine Siegestrophäe zu erhalten. Zudem glaubten die Rothäute, durch die Skalps Macht über die Seelen derjenigen zu haben, denen sie sie genommen hatten, und dass diese ihnen im Jenseits als Sklaven dienen müssten.
»Manche Indianer nähten Skalpe sogar zu Kleidungsstücken aneinander«, klärte June Bount Reiniger auf. »Ein Siouxhäuptling namens Crooked Hand besaß einen Übermantel aus einundsiebzig zusammengenähten Skalpen.«
»Ob der wohl sonderlich warm war?«, fragte Bount, dem vom Herrenabend mit Toby Rogers noch der Schädel brummte.
June erklärte die Bemerkung für geschmacklos, womit sie Recht hatte. Sie kam dann auf den Aberglauben von Naturvölk