: Rebecca Donner
: Mildred Die Geschichte der Mildred Harnack und ihres leidenschaftlichen Widerstands gegen Hitler
: Kanon Verlag
: 9783985680481
: 1
: CHF 25.30
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 624
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Passion des Widerstands1929 verlässt Mildred Harnack ihre Heimat Wisconsin und zieht mit ihrem Mann Arvid, einem Cousin Dietrich Bonhoeffers, nach Berlin. Hautnah erlebt sie den Aufstieg der Nazis mit. Sie rekrutiert Arbeiter, Künstlerinnen oder Studentinnen und organisiert gemeinsam mit ihrem Mann den größten Widerstandskreis im Berliner Untergrund. Hitler verurteilt sie 1943 eigenmächtig zum Tod durch die Guillotine. Ihr letzter Trost ist ein Band mit Goethe-Gedichten, den sie in ihrer Zelle übersetzt - human und nobel bis zum Ende. Rebecca Donner verwebt Briefe, Tagebucheinträge, Augenzeugenberichte und kürzlich freigegebene Geheimdienstdokumente zu einer fulminanten und ergreifenden Erzählung des Widerstehens.Die preisgekrönte Hommage an eine mutige und fast vergessene Frau: Spannend und voller Zuneigung erzählt Rebecca Donner von ihrer Urgroßtante Mildred Harnack, die als junge Frau nach Berlin kam und leidenschaftlich gegen die Nazis kämpfte. Ihr Buch ist eine Würdigung und eine immense, eine weibliche Chronik des Widerstands.Mit zahlreichen schwarz-weißen-Dokumenten, -Abbildungen und -Fotos.• New York Times-Bestseller• Pen/Jacqueline Bograd Weld Award for Biography 2022 (Gewinner)• National Book Critics Circle Award for Biography 2022 (Gewinner)• Los Angeles Times Book Award 2022 (Finalist)• Plutarch Award 2022 (Finalist)• The Chautauqua Prize (Gewinner)

Rebecca Donner ist Absolventin der University of California und der Columbia University. Sie schreibt Essays, Reportagen und Rezensionen, zudem ist sie Autorin eines Romans und einer Graphic Novel. Für ihr erstes Sachbuch über ihre Urgroßtante Mildred Harnack wurde ihr u.a. der PEN Award und der National Book Critics Circle Award verliehen.

Guten Morgen, Sonne


1932

1.


Es ist der 1. September 1932.

In genau sieben Jahren wird der Zweite Weltkrieg beginnen.

Dieser Morgen ist im Vergleich dazu nicht gerade denkwürdig. Für Mildred fängt er wohl an wie jeder andere. Sie erwacht in ihrem einfachen Holzbett, steht auf und zieht die Vorhänge zurück, um das Tageslicht hereinzulassen. Weil die Wohnung große, breite Fester hat, gibt es davon mehr als genug, selbst im tiefsten Winter, wenn die Luft in Berlin körnig wirkt und die Konsistenz und Farbe von Kreide annimmt. Ein schmaler Flur führt ins Wohnzimmer, wo Mildred von Fenster zu Fenster geht und die Vorhänge öffnet. An den Wänden stehen Regale voll heißgeliebter Bücher. Ölgemälde von dichten Wäldern bringen Gold und Smaragdgrün in einen ansonsten schlicht eingerichteten Raum. Hier steht ein Sofa mit hölzernen Armlehnen. Dort liegen zwei ausgefranste Teppiche. Ein massiver runder Tisch, zwei robuste Stühle. Die Holzdielen sind abgenutzt, an manchen Stellen löchrig und knarren unter Mildreds Sohlen, wenn sie ans andere Ende des Zimmers geht, wo ein weißer Kachelherd steht, dessen dickes Ofenrohr bis unter die Decke reicht. Manchmal gibt es Kohle, manchmal nicht. Heute gibt es vielleicht welche. Mildred schürt die Kohlebrocken mit einer Eisenstange, damit frische Funken fliegen. Das Wasser im Kessel, den sie auf den Herd stellt, reicht für zwei Tassen Kaffee, eine für sie und eine für Arvid.

Sie macht das aus Gewohnheit. Sie ist allein, jedoch nicht mehr lange. Schon bald wird Arvid von seiner Russlandreise zurückkehren, rechtzeitig zu ihrem Geburtstag. In gut zwei Wochen wird sie dreißig Jahre alt