: Bov Bjerg
: Deadline Roman
: Kanon Verlag
: 9783985680030
: 1
: CHF 8.90
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 176
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der erste Roman des Bestsellerautors! Bov Bjergs bisher unbekannter Debütroman. Die Druckauflage wurde bei einem Lagerbrand vernichtet. Nun erscheint das Buch erstmals für ein breites Publikum.Paula ist Ende dreißig und übersetzt Gebrauchsanweisungen. Sie lebt in den USA, 'schon so richtig amerikanisch dick' - eine 'Verschollene', die ihrer Heimat doch nicht entkommen kann: Denn eines Tages muss sie sich auf den Weg zurückmachen. Widerstrebend reist sie noch einmal in das Dorf ihrer Kindheit. Das von der Schwester bewohnte Elternhaus wird zum Schauplatz einer atemberaubenden Geschichte. Paulas Vater war Friedhofssteinmetz, und nun ist sein eigenes Grababgelaufen. Es ist an Paula, seinen Stein abzumontieren und nach Hause zu schaffen. - Deadline ist ein suggestiver Roman, der die Schocks modernen Menschseins überragend gestaltet, mit spielerischer Sprache und makabrem Witz.'Das überraschendste Leseerlebnis des Jahres. Ein ganz neuer Ton, eine völlig neue Schreibart; ich könnte nichts Vergleichbares nennen.' Christoph Hein'Ein sich selbst beschleunigender Roman über die Konkurrenz zwischen letzten Chancen und letzten Dingen.'Monika Rinck

Bov Bjerg, Jahrgang 1965, gehört zu den wichtigsten Schriftstellern der deutschen Gegenwart. Er gründete verschiedene Berliner Lesebühnen mit und tritt alljährlich beim »Kabarettistischen Jahresrückblick « auf. Sein zweiter Roman Auerhaus verkaufte sich 300.000 Mal und wurde für renommierte Theaterhäuser adaptiert und auch verfilmt. Für das erste Kapitel seines dritten Romans, Serpentinen, der auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis stand, gewann er den Deutschlandfunk- Preis beim Bachmann-Wettbewerb.

7


Die Sonne lag schon hinter den Werbetafeln. Ein Trampelpfad (Lehm, trocken, rissig) führte neben einer Privatstraße um das Hotelhochhaus herum. Wo die Straße unters Hotelhaus tauchte, »Wäscherei«, waberte Wasserdampf, stieg aus der Einfahrt hoch und verbreitete lieblichen, beruhigenden, sedierenden Geruch. Lavendel oder Rose oder Vanille, Carbonsäureester eben. Entscheidung! Lieblichen. Lavendel.

Der Trampelpfad knickte weg von der Straße und bog durch verstaubte Sträucher, PET-Flaschen und Grasnarbeninseln hinüber zur Küste.

Ein breiter Riss zerschnitt den Pfad. Ein Farbfleck huschte auf dem Riss entlang. Ein Haftzeher | Gecko (Leopardgecko, Eublepharis macularius), hellorange mit violetten Tupfern, überzüchtet und entlaufen. Er wackelte ins Schwarz hinunter und wieder hoch ins Helle. Blieb stehen. Ich bückte mich mühsam und fasste das Tier, es schlug mit dem Schwanz, dann sah ich einen bunten Rumpf, der ins Gestrüpp wetzte. Noch in der Ferne sah ich ihn durch die Zweige leuchten. Über uns kreiste ein Habicht oder Sperber. Rohrweihe? In meiner Hand zappelte der Geckoschwanz, ich ließ ihn fallen, er lag quer auf der Erdspalte, zuckte und fiel schließlich hinein in die Spalte und verschwand in der Erde.

Am Kliff traf der Weg auf die entlegenste Ecke des Flugfelds. Ein Doppelzaun aus Stahlstabmatten. Zaunkronen: Rollen aus Klingendraht, verzinkt. Zwischen den Zäunen ein Fahrweg. Auf dem Fahrweg ein Geländewagen der Flughafenpolizei. Darin zwei Köpfe. Sie schienen in meine Richtung zu schauen. Vor ihren Gesichtern, in der Seitenscheibe (Einscheibensicherheitsglas, bronze getönt), spiegelte sich die Sonne. Hinter dem Wagen blinkte rot ein Landefeuer. Auf der Kante des Kliffs neigte sich eine Zeile Pinien landeinwärts (Boden: braune Nadeln, Zapfen). Ich setzte mich auf einen Graswulst, ließ die Beine hängen, die hingen aber nicht. Ich streckte die Beine zum Meer. Unten Grobholz, Satte