Ihr Land verstörte ihn. Es erinnerte ihn an das erste Mal, als er einen menschlichen Knochen angefasst hatte, diese ergreifende Einfachheit, diese Stärke. So war die Gegend von Khartum; ein beinfarbener Himmel, eine Klarheit in der Wüstenluft, Kargheit. Eher streng und somit statisch. Er hingegen wurde von Gefühlen getrieben, darum war er hier, darum hatte er Grenzen und Meere überquert und ging nun durch einen Schwall heisser Luft von der Gangway zum Terminal. Sie wartete auf ihn vor dem Eingang zum Flughafen im landesüblichen Gewand, einem blassorangefarbenen Tob, der sie noch schlanker machte, als sie schon war. Ich darf dich nicht küssen. Nein, lachte sie, das darfst du nicht. Er hatte vergessen, wie quicklebendig sie war und wie glücklich sie ihn machte. Sie redete und fragte ihn aus: Bist du gut gereist, bist du hungrig, ist dein ganzes Gepäck angekommen, waren sie am Zoll nett zu dir, ja, ich habe dich auch vermisst. Ihre Stimme stockte, als sie das sagte, denn trotz ihres Zutrauens war sie scheu. Komm, jetzt gehen wir meinen Bruder begrüssen. Sie betraten einen chaotischen, staubigen Parkplatz, wo die Sonne auf den Autos glitzerte.
Ihr Bruder lehnte an einem klapprigen Toyota. Er war schlaksig und hatte einen gekränkten Blick. Er wirkte irritiert. Vielleicht weil er seine Schwester einerseits loswerden wollte und er andererseits Bedenken hatte, dass sie einen Fremden heiraten wollte. Wie nahm er ihn denn jetzt wahr, durch diese schmalen Augen, wie beurteilte er ihn? Da kam ein Europäer ihm die Hand schütteln undsalamu alaikum murmeln, und natürlich trug er Jeans und ein weisses Hemd, aber für einen Ausländer war er eher zurückhaltend.
Sie sass vorn neben ihrem Bruder. Er sass hinten mit seinem Rucksack, der nicht in den Kofferraum passte. Die Autositze waren schäbig, eine dünne Staubsc