1.
Perry Rhodan
Ich befinde mich in einem Operationsraum.
Wie ist das möglich?, frage ich mich. Und:Woher weiß ich, dass es ein OP ist?
Die zweite Frage lässt sich leicht beantworten.
Seit ich mich erinnern kann, strahlen OP-Säle diese ganz bestimmte Sterilität aus, diese Nüchternheit und Kahlheit, mit all den Maschinen, der Liege, den kalten Lichtern. Als ich aufwuchs, sehr fern von dieser Zeit und doch schon »Moderne« genannt, muteten die Gerätschaften aus gegenwärtiger Sicht barbarisch an, mit Skalpellen, Bohrern, Sägen und so vielen mehr an Folterwerkzeuge erinnernde mechanische Hilfsmittel. Minimalinvasive Eingriffe, Laser, Scanner ... all das kannte man damals nicht. Ebenso wenig Medoroboter, Vitaltanks und vieles, was wir im Laufe der Jahrtausende hinzugewonnen haben.
Aber was immer gleich bleiben wird, ist diese Sterilität, die Nüchternheit und Kälte.
Selbst wenn der Raum metallisch-rot ist, so wie dieser hier.
Dass ich das erkenne, erklärt aber nicht, wieso ich an diesem Ort bin. Und wie ich hingekommen bin.
Und ... wo dieser Ort ist.
Ich bin nicht der Patient, das immerhin steht fest. Ich bin Beobachter ... nein. Ich bin nicht freiwillig hier. Ichsoll das ... sehen?
Das verstehe ich nicht. Warum?
Ich sehe mich um, doch da ist niemand, mit dem ich sprechen kann, der mich hergebracht hat. Das Überwachungssystem gibt keinen Alarm. Man weiß also, dass ich anwesend bin – oder nimmt mich nicht wahr.
Hängt meine Anwesenheit damit zusammen, wer ich bin?
Ich überlege kurz, horche in mich. Ich bin Perry Rhodan. Ich weiß meinen Namen. Ich fühle, dass auch mein Inneres zu dem Namen gehört. Aber ich kann mich nicht erinnern, welche Mission ich gerade habe. Wohin ich unterwegs gewesen bin. Was zuletzt geschehen ist.
Auf einmal bin ichhier, und vorher war ich ...nicht. Das ist irritierend ...
Es fällt mir schwer, klare Gedanken zu fassen und Erinnerungen hervorzurufen. Nur das Elementare ist da.
Ganz sicher aber hat mein derzeitiger Auftrag nichts mit Medizin oder ähnlichen Wissenschaften zu tun. Deswegen weiß ich nicht, was meine Anwesenheit erforderlich machen soll.
*
Da liegt jemand auf der Liege, die gerade eben noch leer gewesen ist. Habe ich etwas verpasst? Diese Sprünge vonnichts zuetwas verwirren mich zusehends. Und doch kann ich den Vorgängen folgen, als wäre alles ganz normal.
Man ist dabei, die Operation vorzubereiten.
Und jetzt ... jetzt wird mir eiskalt.
*
Fünf haben den Raum betreten, ohne dass ich es mitbekommen habe. Ich sehe nicht einmal eine Tür.
Sie sind alle nur knapp eineinhalb Meter groß und entstammen demselben Volk, denn sie tragen einen Lamellenpanzer, der bei jeder Bewegung knirschende und knackende Geräusche von sich gibt. Individuell allerdings unterscheiden sie sich stark, was nicht von Geburt so ist, sondern zahlreiche Operationen bewirkt haben. Zusätzliche Extremitäten, zusätzliche Sinnesorgane. Einige von ihnen sind mit graugrünen bis roten Wucherungen und Tumoren übersät, dazu kaum verheilten Wunden, aus denen die Geschwüre herausgeschnitten worden sind.
Ich fühle Übelkeit in mir aufsteigen. Ich weiß, wer das ist. Sie nennen sich Kolonnen-Anatome, aus der Terminalen Kolonne TRAITOR.
Und ich muss nicht zu dem OP-Tisch gehen, um zu wissen, wer darauf liegt.
Es ist mein Sohn.
*
Meine Beine setzen sich in Bewegung auf die Liege zu, ohne dass ic