: Ute Zembsch
: Das Gegengift des Henkersweibs
: Burgenwelt Verlag
: 9783943531954
: 1
: CHF 5,20
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: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 100
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»Jetzt sind wir adelig, werden begehrt. Oder vergiftet.« Marburg 1233 - Gerechtigkeit für Runhild und Meinulf! Endlich ist ihr Dasein als Henkerspaar vorbei und sie gehören nun zum Niederadel. Anders als Meinulf, gelingt es Runhild anfangs nur unter Mühen, sich ihrem neuen Stand anzupassen. Doch können die Menschen wirklich so einfach vergessen? In ihrem neuen Leben begegnen ihnen tagtäglich Neid und Rachsucht. Als sich alles zum Besseren zu wenden scheint, wird Runhild vergiftet. Dank ihrer Willenskraft überlebt sie knapp, ihr Ungeborenes indes kann sie nicht retten. Mit allen Mitteln verfolgen die beiden jede Spur, doch statt ihre Trauer mit Antworten mildern zu können, mehrt sich die Angst vor weiteren Anschlägen. Wer trachtet dem einstigen Henkerspaar nach dem Leben? Bereits zum dritten Mal entführt Ute Zembsch in das mittelalterliche Marburg und erzählt die packende Geschichte von Runhild, dem »Henkersweib«, weiter.

Kapitel 2

 

Runhild?« Meinulf umfasste ihr Haupt.

Schwer und langsam bewegte sich ihr Brustkorb. Das einzige Zeichen, dass sie lebte.

Nach einem Stoßgebet zur Heiligen Maria wagte er, seinen Blick nach unten zu richten. Zwischen ihren Beinen blutete es stärker! Seine Lippen bebten, kein Wort brachte er hervor.

Die alte Heilkundige hielt ihre Hand vor Runhilds Unterbauch. »Bitte, Herr, seht nicht hin. Streichelt Eurem Weib Hand und Wange, damit sie Euch spürt.«

Notburga versperrte ihm die Sicht, bis er gehorchte. Einige Male zuckte Runhilds Leib, doch sie erwachte nicht. Seine ganze Aufmerksamkeit richtete er auf ihr Antlitz und betete. Sollte er erleichtert sein, dass sie nichts mitbekam, oder Angst um ihr Leben haben? Meinulf seufzte tief und bemerkte im Augenwinkel, wie Notburga die Decke über Runhilds Beine und Bauch legte. Ein winziges rotes Stück Fleisch zog ihn an.

»Herr, nicht.« Notburga faltete eilig das blutige Leinen darüber und packte das Bündel zusammen.

»Unser Kind?« Welch törichte Frage. »Runhild freute sich so sehr darauf.« Jäh durchschoss ihn heißer Schmerz. »Nein!«

Er sprang auf und trat den Schemel beiseite. Dumpf drangen ihm sein eigener Schrei, seine Verwünschungen in die Ohren. Er ballte die Fäuste und stapfte auf Notburga zu, die vor ihm zurückweichend rief, er solle sich beruhigen.

»Meinulf!« Anselm packte ihn fest von hinten. »Komm zu dir! Sie kann nichts dafür!«

Die Stimme seines Ziehvaters brachte Meinulf halbwegs zur Besinnung. Tränenblind sackte er auf den Boden. Hinter seinem Rücken vernahm er Stimmen und das Schließen der Tür.

»Herr, Runhild wird wieder gesund. Das verspreche ich Euch. Ihr Körper ist geschwächt und sie wird noch Pflege brauchen. Aber sie wird wieder vollständig heil.«

Nach den Worten der alten Heilkundigen spürte Meinulf sachte ihre Hände auf seinem Rücken. Runhild überlebte, wurde gesund. Er wiederholte diesen Gedanken, klammerte sich an ihn. Langsam stand er auf, setzte sich zu seiner Liebsten und fasste ihre Hand.

»Warum? Was hat unser Kind getötet? Und wer?«

»Ich weiß es nicht. Sie muss eine Menge Nieswurz, oder was es war, ohne Wissen zu sich genommen haben. Wer sie vergiftete?« Die Alte zuckte traurig mit den Schultern, versprach jedoch, täglich ein paar Mal nach Runhild zu sehen. »Sie wird bald aufwachen. Wascht sie mit kaltem Wasser, gebt ihr zu trinken. Mehr könnt Ihr heute nicht für sie tun.«

Ergeben nickte Meinu