Staub und Salat
Heißer Wind und kühle Gedanken
Bergsehnsucht und Baumgespräche
Resilienz und Fitness
Hoch hinaus ins Abenteuer
Ein tannengrüner Kleinlastwagen
Frühjahr 2022//Thurnhosbach
Ich war immer viel unterwegs. Während meines Berufslebens habe ich in den Urlauben Fernwanderungen quer durch Europa unternommen, habe in Marokko und Berlin gelebt, Osteuropa und Asien bereist. Nach der Pensionierung bin ich mit dem Motorrad durch Kirgistan, Tadschikistan, Usbekistan und Iran gefahren. Mit einem alten Mercedes bin ich über den Balkan, durch die Türkei, Iran, Pakistan, Indien, Myanmar und Thailand bis nach Laos gereist. Aber im Himalaya war ich noch nie. Von Nordhessen bis zum westlichsten Achttausender, dem Nanga Parbat, sind es nur7800 Kilometer. Luftlinie. Das muss doch zu schaffen sein !
Von Hessen in den Himalaya. Vom Ziegenküppel zum Nanga Parbat. Mit einem Geländewagen über den Karakorum-Highway, eine der abenteuerlichsten Fernstraßen der Welt, hin und zurück insgesamt etwa22.000 Kilometer. Das ist meine Idee. Nicht unwichtige Zusatzidee: Ich will gesund und möglichst mit intaktem Auto zurückkommen. Meine Route führt durch die Türkei, den Iran und Pakistan, drei Monate Reisezeit von Juli bis Mitte Oktober2022. Das kleine Filmteam, bestehend aus meinen Freunden Johannes Meier und Paul Hartmann, wird mich auf einigen Etappen begleiten, um eine Dokumentation zu drehen, aber die meiste Zeit werde ich wieder allein unterwegs sein. Ich bin jetzt68 Jahre alt – und muss immer wieder die Frage beantworten: Warum tust du dir das an?
Tja, eine berechtigte Frage. Der britische Bergsteiger George Mallory, in den1920er-Jahren einer der Pioniere am Mount Everest, antwortete auf die Frage, warum er den höchsten Berg der Welt besteigen wolle: »Weil er da ist.« Reinhold Messner sagt zum Bergsteigen, er klettere auf Gipfel, um sein »eigenes Maß« zu finden. Auf seiner Expedition zum Nanga Parbat im Jahr1970, als beim dramatischen Abstieg über die Diamir-Flanke sein Bruder Günther ums Leben kam, sei er selbst gestorben, erzählte Messner später. Trotzdem machte er weiter und bestieg alle14 Achttausender, ohne Sauerstoffflaschen, ohne großes Expeditionsteam, ohne Fixseile, zum Teil allein. Warum er sich das immer wieder antue? Das wisse er nicht, sagt er in einem seiner Filme. Er zeichne Linien, gelebte Linien auf den Berg. Sie bleiben für alle Zeiten. Er möchte immer nur weitergehen. Ohne irgendwo anzukommen. Bis die Welt aufhört.
Das verstehe ich ziemlich gut. Ähnlich erlebte ich es bei der Fahrt mit der Honda durch das Pamir-Gebirge. Da schien mir die Welt auf einmal zu klein für meinen Wunsch, immer weiterzufahren. Die schwache Honda mit ihrem eher mickrigen125er-Motor begrenzte meine Möglichkeiten dann aber doch, denn je höher man damit fährt, desto weniger Sauerstoff gelangt in den Vergaser, und die Leistung sinkt. Sauerstof