: Patricia Küll
: Am Ende des Tages werden wir glücklich sein Roman
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783751742085
: 1
: CHF 8.90
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 271
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Maria und Claudia sind Nachbarinnen im Quartier Q49 - eine Wohnanlage mit hübschen Einfamilienhäusern in bester Lage. Beide sind verheiratet, berufstätig, führen ein glückliches Leben. Zumindest auf den ersten Blick. Doch hinter der schönen Fassade hüten sie - wie alle anderen Nachbarn auch - Geheimnisse, die ans Licht drängen. Mit der Unzufriedenheit wächst der Wunsch nach Veränderung.

Auch die alleinerziehende Mutter, der nette Witwer und die beiden Paare, die wie die Musketiere immer zu viert auftreten, müssen sich Herausforderungen stellen. Wer hat den Mut, neue Wege einzuschlagen? Maria und Claudia entschließen sich, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Während die eine viele kleine Schritte der Veränderung geht, wagt die andere den ganz großen Schritt.

Denn am Ende des Tages wollen sie glücklich sein ...

Ein Feel-Good-Roman mit wohltuenden Impulsen für ein gelingendes und glückliches Leben - allein und zusammen





Patricia Küll arbeitet beim Südwestrundfunk und moderiert das Flaggschiff des SWR, die Landesschau Rheinland-Pfalz, sowie die Kultursendung LandesArt. Zudem ist sie diplomierte systemische Coach und zertifizierte Beraterin für Persönlichkeitsentwicklung. Sie schreibt Fachbücher und hält Vorträge zum Thema »Gelingendes Leben«. Patricia Küll lebt mit Mann und zwei Kindern in Mainz. Mehr über die Autorin finden Sie unter: www.patricia-kuell.de

Perfekt


Peep – peep – peep. Der Wecker klingelte pünktlich um sechs Uhr wie jeden Tag außer am Wochenende, da konnte es passieren, dass Maria noch früher aufstand. Sie war bereits kurz vorher wach gewesen und hatte das kleine quadratische Gerät aus Metall beim ersten Geräusch ausgestellt.

Normalerweise sprang sie in derselben Sekunde aus dem Bett, griff nach ihrem Handy, das auf dem Nachttisch lag, und checkte noch auf der Toilette die eingegangenen Nachrichten der vergangenen Nacht. Die meisten Mails waren von der amerikanischen Anwaltskanzlei, für die sie in der Deutschlandniederlassung arbeitete. Unter der Dusche dachte sie über die ersten kniffligen Fragestellungen nach und formulierte Antworten. Während andere morgens einen langen Vorlauf brauchten, bis sie auf Betriebstemperatur waren, war Maria immer gleich voll da. Direkt mit hundertachtzig Sachen rein ins Geschehen. Ohne Anlauf. Ohne Umwege. Sie trank ihren Kaffee und tippte die ersten Gedanken zu den meist komplizierten Sachverhalten in fließendem Englisch in den Laptop. Ihre Arbeit als Wirtschaftsanwältin forderte sie sehr – zu allen Tages- und Nachtzeiten – und genau das liebte sie. Immer schnell, immer in Bewegung, nur kein Stillstand.

Normalerweise wäre sie bereits wie ein aufgeladener Duracell-Hase in den Tag gestartet, doch es war der erste Dienstag im Monat. An jedem ersten Dienstag im Monat traf sie sich mit ihrer Mutter, und da sie bei ihr unmöglich schon um sieben Uhr morgens auftauchen konnte, blieb sie in ihrem breiten, weichen, wunderbaren Bett liegen – zumindest noch eine kleine Weile.

Sie hörte das Rauschen der Dusche. José war wie immer schon vor ihr aufgestanden. Nicht dass sie ihn gehört hätte, nein, er war immer sehr rücksichtsvoll und leise. Außerdem hatte sie nachts Stöpsel in den Ohren. Und sie hatten getrennte Schlafzimmer, also halb getrennte, wie sie es nannte. Zwei Zimmer, verbunden mit einer Schiebetür. »So sind wir uns nah, und doch hat jeder nachts die Umgebung, die er für einen guten Schlaf braucht. José ist mehr der Strandschläfer, er hat es gern warm und hell, und ich bin im Gegensatz dazu der Sargschläfer, liebe es kalt und dunkel«, erklärte sie gern lachend und eine Spur zu ausführlich, damit niemand falsche Rückschlüsse aus den getrennten Schlafzimmern ziehen konnte. Was natürlich trotzdem jeder tat.

In ihrem Zimmer war es gar nicht mehr so dunkel. Die Sonne schlich sich bereits durch den Spalt, den sie jeden Abend beim Herunterlassen der Rollläden freiließ, um wenigstens ein bisschen frische Luft zu bekommen. Dunkel und kalt, das klappte in diesen heißen Sommerwochen nicht wirklich, deswegen war der nahezu geschlossene Rollladen ein Kompromiss – fast dunkel und lauwarm. Eigentlich hatte sie bereits im Jahr zuvor eine Klimaanlage einbauen lassen wollen, um nachts ihr Schlafzimmer auf eine erträgliche Temperatur kühlen zu können, aber das hätten ihr die Nachbarn in dem ökologisch vorbildlichen Quartier persönlich übel genommen. Also hatte sie die Pläne fallen lassen, noch bevor ein Kostenvoranschlag eingeholt worden war.

Maria griff nach der Fernbedienung, die neben ihrem Handy auf dem Nachttisch lag, und ließ den Rollladen per Knopfdruck nach oben fahren. Nun konnte die Sonne in ihrer ganzen Morgenschönheit ins Zimmer scheinen. José hatte seine Dusche offenbar beendet, denn das Wasserrauschen war verstummt.

Jetzt summt er bestimmt wieder, während er sich rasiert.

Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Sie liebte seine südländische Leichtig