Die Uhr an der Wand ist stehen geblieben. Ein ungefähr fünfjähriges Mädchen lässt ihren Lolli fallen und quietscht, als er über den Boden rollt und sich dabei in Windeseile in eine Art geteertes und gefedertes Etwas verwandelt. Ein Mann mittleren Alters blickt überrascht von seiner Zeitung auf, wie wenn er sich plötzlich seiner Umgebung bewusst geworden wäre. Ein mit Koffern beladener Gepäckwagen bahnt sich lautlos seinen Weg durch den Terminal. Eine Schlange von Menschen verschwindet durch Gate Nummer 12. Ungeduldig halten sie den Stewardessen ihre Bordkarten hin, von denen eine lächelt, aber innerlich weint. Ein junges Paar küsst sich leidenschaftlich, als hinge ihr Leben davon ab. Es ist der 22. Juli, und ich kann all das von meinem Aussichtspunkt in der Lounge aus sehen. Seit meiner Lehre bei dem Seher Calle de Montségur versuche ich das, was ich in Bezug auf andere Menschen sehe, fühle oder erlebe, nicht zu beurteilen. Gleichzeitig ist es jedoch nicht möglich, das, was ich sehe, fühle oder erlebe, zu ignorieren. Schon als Kind habe ich die inneren Welten anderer Menschen und auch deren Probleme wahrgenommen, konnte mich aber nicht vor den Impulsen, die ich erhielt und die mich zuweilen zu überwältigen drohten, schützen oder über sie tiefgründig reflektieren.
Nicht alles, was ich beobachte und wahrnehme, spiegelt die grundlegende Universelle Wahrheit wider – dass wir alle von derselben Quelle erschaffen wurden und unverzichtbare Teile des Universums sind. Ich kann immer nur dann die Wahrheit und Wahrhaftigkeit erkennen, wenn ich mich daran erinnere, dass wir nicht reinkarnieren, um uns von Glaubenssätzen, Gewohnheiten und konditionierten Einstellungen vereinnahmen zu lassen, die unser inneres Sehen, unsere Intuition und unsere bewusste Wahrnehmung zu einem nahezu Nichtvorhanden-Sein reduziert haben. Ich würde sicherlich in einem permanent depressiven Zustand enden, wenn ich nicht in der Lage wäre, mich über das zu erheben, was ich spüre. Man könnte sagen, da