ERSTES KAPITEL
SOLUPPSEHNSUCHT
Heute ist es so weit! Er ist da! Keinen Moment länger hält Jule es in der Wohnung aus. So schnell sie kann rennt sie die Treppe hinunter und wenn sie nicht das Board unterm Arm klemmen hätte, sie würde das Geländer runterrutschen!
So nimmt sie zwei, drei, vier Treppenstufen auf einmal, insgesamt sind es genau hundertzehn, von oben aus dem Dachgeschoss bis nach unten in den schummrigen, immer kalten Hausflur. Mit beiden Händen zieht Jule die absurd schwere Haustür auf und da ist er. Tatsächlich! Der Frühling. Endlich!
Der erste richtige Frühlingstag ist der beste. Genau wie der erste richtige Sommertag. Oder der erste Herbsttag. Oder der erste Wintertag – Na ja, der Tag jedenfalls, wenn die neue Jahreszeit genau so ist, wie man sie sich vorstellt. Der erste Frühlingstag ist ein bisschen schüchtern. Er spiegelt sich aus Versehen in der Pfütze, er schleicht um das Schneeglöckchen neben dem rostigen Fahrradskelett. Der erste richtige Frühlingstag hängt die Sonne ganz behutsam ein winziges Stück näher über die Erde und Jule schließt die Augen, steckt ihr Gesicht in Richtung Himmel und jetzt beginnen die Lichtpunkte auf ihren Lidern zu tanzen. Sie atmet tief ein. Der erste richtige Frühlingstag riecht hier in der Stadt irgendwie weich, nach Waschmittel, nach Kaffee, riecht wie eine sanfte Version vom Sommer.
Endlich, denkt Jule. Endlich ist der Frühling da. Und zwar nicht nur irgendein Frühling, sondernder Frühling. Der Frühling, in dem sie nach Solupp fahren wird.
Jule stellt ihr Longboar