: Kristina Günak
: Glück ist da, wo man es hinträgt Roman
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783751742450
: 1
: CHF 8.90
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 320
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Katharina zögert nicht, als ihr Bruder Simon sie eines Nachts zu Hilfe ruft. Nach einem schweren Sturz kann er sich nicht um die Event-Agentur kümmern, und Promihochzeiten warten nicht. Doch gern kehrt sie nicht zurück auf das heimische Gut, so idyllisch es auch ist. Zu viele schlechte Erinnerungen hängen daran. Seither hat sie sich mit ihrer Tochter ein eigenes Leben aufgebaut, fern von Glanz und Glamour. Kaum angekommen trifft Katharina auf Leonard von Bredow, der alles verkörpert, was sie hasst. Leider entpuppt sich Leonard als wahre Stütze in der Krise und wächst ihr mehr ans Herz, als ihr lieb ist.Und wie heißt es so schön? Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann ...



Kristina Günak wurde 1977 in Norddeutschland geboren. Nachdem sie jahrelang als Maklerin arbeitete sowie als Mediatorin und systemischer Coach tätig war, ist 2011 ihr erster Roman erschienen. Seither hat sie sich mit ihren humorvollen Büchern unter Liebesromanleserinnen einen Namen gemacht. Sie schreibt auch unter dem Pseudonym Kristina Valentin. Weitere Informationen unter: kristina-guenak.de

Kapitel 1


»Katha? Bist du dran?«

Ich tastete nach dem Schalter der Nachttischlampe und knipste das Licht an.

»Simon?«, fragte ich verdutzt, und meine Stimme klang rau vom Schlaf. »Natürlich bin ich dran. Du hast mich doch angerufen.« Ich hörte im Hintergrund ein Geräusch. Ein Scheppern, dann eine aufgeregt sprechende Stimme. »Hallo?«, fragte ich, jetzt etwas energischer. Auf meinem Tageslichtwecker leuchtete die Uhrzeit. Es war kurz nach Mitternacht. »Simon!« Mein Zwillingsbruder war nicht der Typ, der zu Spaßanrufen neigte. Außerdem kannte niemand mich besser als er, er wusste genau, dass ich ungehalten wurde, wenn man mich aus dem Schlaf riss. Außer man war ein Baby oder es war etwas passiert. Folglich kombinierte ich, dass etwas passiert sein musste. »Was ist los?«, fragte ich mit belegter Stimme und saß im nächsten Moment auf der Bettkante. Mein Herzschlag hatte an Tempo zugelegt.

»Danke«, sagte mein Bruder und klang dabei merkwürdig heiser. Er sprach nicht mit mir, wie mir nun aufging, aber bei wem um alles in der Welt bedankte er sich um diese Uhrzeit? Und wofür? Und dann war plötzlich eine fremde Frau am Handy.

»Elb-Klinik Bremervörde, Schwester Pia. Frau Heiden, Ihr Bruder hatte einen Unfall und ist hier bei uns in der Notaufnahme. Ich habe ihm jetzt mal das Telefon abgenommen. Er ist ein bisschen neben der Kappe. Er wollte Sie unbedingt anrufen.«

»Ist er okay?« Die Worte blieben mir fast im Hals stecken, aber ich bekam sie dennoch hervorgewürgt. Natürlich war er nicht okay. Er war im Krankenhaus.

»Es wäre gut, wenn Sie morgen früh mit ein paar Sachen für ihn vorbeikommen könnten«, sagte die freundliche Frau, aber Simon rief im Hintergrund: »Nein, jetzt. Sie muss jetzt kommen!« In seiner Stimme lag etwas, was ich das letzte Mal gehört hatte, als wir beide acht gewesen waren. Angst. Mein Bruder hatte aber keine Angst. Nicht mehr. Wenn es sein musste, nahm er es mit dem Teufel persönlich auf.

Unser Vater hatte uns zeit seines Lebens mit Nichtachtung gestraft, aber wenn er mehr als drei Bier getrunken hatte, wurde er von einer bösartigen Macht ergriffen, und dann mussten wir uns in Sicherheit bringen. Damals war das der Schrank gewesen, in dem wir hockten, bis unser Vater sich ausgetobt hatte. Nach dieser Nacht hatte Simon sich geschüttelt, erklärt, er fühle sich, als ob er in Drachenblut gebadet hätte und dass er ab sofort keine Angst mehr haben würde. Dabei war er geblieben. Und nun konnte ich selbst durch das Handy das Beben seiner Stimme hören.

»Ich komme sofort«, sagte ich deshalb und schob die Bettdecke beiseite. »Sagen Sie mir bitte nur, wie schlimm es ist.« Ein klein wenig verwirrt irrte ich mit dem Handy am Ohr durch mein Schlafzimmer. Keine Ahnung, warum ich das tat. Offenbar schien mein Unterbewusstsein etwas verloren zu haben.

»Es besteht kein Grund zur Eile. Ihr Bruder ist hier gut versorgt.« Kein Grund zur Eile? Simon lag in der Notaufnahme. Wenn die Schwester es so formulierte, konnte es sich nur um einen verschlüsselten Hinweis nachts um halb drei handeln. Danke, Schwester Pia.

»Passen Sie auf ihn auf. Ich komme. Jetzt.«

Jetzt war allerdings leichter gesagt