: Peter Tauber
: Mutmacher Was uns endlich wieder nach vorne schauen lässt
: bene! eBook
: 9783963402371
: 1
: CHF 17.00
:
: Lebensführung, Persönliche Entwicklung
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»Den Mutigen gehört die Welt«, besagt ein altes Sprichwort. Wie ist das mit dem Mut heute? Brauchen wir in unserer Gesellschaft mehr davon? Und wie finden wir ihn? Der ehemalige Spitzenpolitiker Peter Tauber schreibt über die Relevanz von Mut und das Bekennen zu einer Gesellschaft, in der Miteinander mehr zählt als Ellenbogen. Ein Buch für alle, die sich angesichts der Krisen und des Schlechten in der Welt ermutigen lassen wollen. Peter Tauber stellt fest: Wer den Fernseher anschaltet, im Internet surft oder in die Zeitung schaut, dem begegnet statt dem Mut viel häufiger die Wut. Obwohl wir wissen, dass Wut selten zu etwas Gutem führt. Wut zerstört. Mut hingegen, so heißt es, Mut wird belohnt. Auch in der Bibel ist der Mut ein Dauerthema. Und auch, wenn sie medial eine untergeordnete Rolle zu spielen scheinen: »Es gibt sie überall in unserem Land. Menschen, die nicht bloß wütend sind, was alles nicht funktioniert oder ihnen gegen den Strich geht, sondern die etwas tun, damit die Welt besser wird«, sagt Tauber und ergänzt: »Und ich bin mir sicher Sie kennen selbst ganz viele.« In seinem neuen Buch erzählt der ehemalige Bundestagsabgeordnete die inspirierenden Geschichten von Mutmacherinnen und Mutmachern. Von Menschen, die er allesamt persönlich kennt: Da ist seine an Multiple Sklerose erkrankte Schwester Steffi Tauber, Danny Beuerbach, der Kinder fürs Lesen begeistert, Mechthild Heil, die sich im flutgeplagten Ahrtal engagiert - und Christoph Lübcke, der sich nach dem Mord an seinem Vater noch stärker gegen Rechtsextremismus positioniert. Es geht Tauber um ein mutiges Bekennen zu einer Gesellschaft, in der Miteinander mehr zählt als Ellenbogen, Rücksicht ankommt und aufeinander achten wichtiger ist als »me, myself and I first«. »Weil ich das Gefühl habe, dass wir in den Medien und der Öffentlichkeit den Lauten, den Wütenden, den Schreihälsen viel zu viel Aufmerksamkeit widmen, ist hier mal nur Platz für die Mutigen, ohne die am Ende nichts in unserem Land gut werden würde.« Peter Tauber

Peter Tauber, Jahrgang 1974. Historiker, Reserveoffizier, Christ - mit diesen drei Worten beschreibt er sich selbst gerne. Der gebürtige Hesse und studierte Historiker hat einen steilen politischen Aufstieg hinter sich, der erst unterbrochen wird, als ihn eine schwere Krankheit aus der Bahn wirft. Von 2009 bis 2021 war er Mitglied des Deutschen Bundestages. Im April 2021 beendete er seine politische Laufbahn und ist heute als selbstständiger Berater tätig. 

Den Mutigen gehört die Welt!


Immer wieder höre ich: »Das war ja ganz schön mutig von Ihnen, aus der Politik auszusteigen.« Oder: »Ich weiß nicht, ob ich den Mut hätte, noch mal neu anzufangen.« Als ich vor einigen Jahren schwer krank war und dann meine Geschichte dazu aufgeschrieben habe, sagte mir jemand: »Ihren Mut, mit der Krankheit und Schwäche offen umzugehen, bewundere ich.«

Ich fand mich aber gar nicht mutig. Für mich war mein Schritt logisch, konsequent, vielleicht auch notwendig. Schließlich hatte ich nach langer Zeit für mich erkannt: »Du musst kein Held sein.« Das bedeutet nicht, dass es sich nicht lohnt, sich anzustrengen, sich etwas zuzumuten, mutig zu sein, anzupacken, über sich hinauszuwachsen. Es bedeutet, achtsam zu sein. Mit sich selbst und anderen. Dazu gehört Mut.

Als ich damals mitten in der Nacht den Notarzt rief, war mir klar: Es ging nicht mehr. Und es fiel mir total schwer, mir das einzugestehen. Das Eingeständnis war für mich tatsächlich zunächst schlimmer, als krank zu sein. Festzustellen: Ich war nicht so stark, wie ich gedacht hatte. Ich habe meine Schwächen ignoriert. Das war nicht klug.

Aber dann galt es, nach vorne zu schauen und auf mich selbst zu achten.

Ohne die vielen Mutmacher, Helferinnen und Helfer und all die medizinischen Spezialisten hätte ich meine Erkrankung nicht überstanden: ohne die Ärzte, Pflegerinnen und Pfleger, Familie, Kolleginnen und Kollegen, aber auch wildfremde Menschen, die mir Genesungswünsche geschickt haben. Es waren die Begegnungen im Krankenhaus und in der Reha, die mir Kraft gaben – und Mut, Zuversicht und Hoffnung. Als ich meine Geschichte aufgeschrieben hatte, stellte ich fest, dass sie wiederum anderen Menschen Mut machen kann. Es tat gar nicht weh, so viel von mir selbst preiszugeben – im Gegenteil. Es war befreiend, sich einzugestehen und anderen gegenüber ehrlich zu bekunden: Ich kann nicht mehr. Ich muss etwas ändern. Aber ich will das auch, und das Neue wird gut.

Mut kann man teilen. Die vielen positiven Reaktionen auf mein erstes Buch zeigen das. Die Ärztin, der Pfarrer, der Soldat, die mir geschrieben haben, wie es ihnen erging, warum ihnen meine Geschichte Mut gemacht hat und wie sie nun selbst mutig nach vorne schauen, das inspiriert und bewegt.

 

Ich habe inzwischen verstanden, dass vieles, was man ganz selbstverständlich tut, von anderen als mutig wahrgenommen wird. Woran liegt das? Ich glaube, es ist so: Wenn man von einer Sache wirklich überzeugt ist, wenn man an etwas glaubt, dann fällt einem der Schritt dorthin leicht. Mutig zu sein, ist kein Selbstzweck. Es kommt darauf an, Mut auch für andere aufzubringen. Vielleicht hat deswegen auch die Mutprobe keinen guten Ruf. Den Mut auf die Probe stellen, ohne dass dies einem konkreten Ziel dient, nur um ihn unter Beweis zu stellen, das ist eine ziemlich dumme und sinnlose Sache.

 

Wie ist das mit dem Mut heute? Brauchen wir in unserer Gesellschaft mehr davon? Und wie finden wir ihn? Wer den Fernseher anschaltet, im Internet surft oder in die Zeitung schaut, dem begegnet statt Mut viel häufiger die Wut – manchmal sogar eine unbändige oder tragischerweise ohnmächtige Art und Weise. Wut ist überall präsent. In den Medien, ganz besonders in den dann gar nicht sozialen Netzwerken und bisweilen sogar im Umgang miteinander. Wenn wir uns diese Entwicklungen anschauen, kann einen selbst manchmal schon der Mut verlassen.

Menschen sind beispielsweise wütend, dass die Energie- und Lebensmittelpreise so stark steigen und die Politik aus ihrer Sicht zu wenig dagegen tut. Andere sind zornig, dass ihnen etwas Bestimmtes verwehrt wird, von dem sie glauben, dass es ihnen zusteht. Und wieder andere sind wütend auf alle und jeden – weil sie sich ganz grundsätzlich ungerecht behandelt und benachteiligt fühlen. Dabei wissen wir doch, dass Wut selten zu etwas Gutem führt. Statt selbst aktiv zu werden und ins Handeln zu kommen, zeigen wir mit dem Finger auf andere und schieben diesen die Schuld an der ganzen Misere in die Schuhe.

 

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Klimawandel, Artensterben, korrupte Politiker, dekadente Eliten, eine Kirche, die zu oft die Frohe Botschaft nicht mehr verkündet und stattdessen durch Skandale ihrer Oberen auf sich aufmerksam macht; astronomische Gehälter für Fußballer; Kinder, die ohne Schulbrot in der Schule sitzen und denen der Magen knurrt, Rücksichtslosigkeit. Neue Nazis, die inzwischen nicht nur in sozialen Netzwerken laut sind, Armut, Krieg und Hunger in der Welt. Soll ich weitermachen, oder spüren Sie schon die Wut in sich aufsteigen angesichts solcher Ungerechtigkeiten und Probleme?

Wut tut oft kurzzeitig gut. Aber sie ist keine Lösung. Und es besteht auch kein Anlass, wütend zu sein. Ja, manchmal gebiert Wut Mut. Aber auf Dauer beeindrucken mich Menschen, die sich nicht wütend,