: Susanne Fröhlich
: Getraut Roman | Kult-Bestsellerheldin Andrea Schnidt ist zurück!
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426467138
: Ein Andrea Schnidt Roman
: 1
: CHF 10.00
:
:
: German
: 336
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Hochzeit mit Hindernissen: Andrea Schnidt traut sich auch ein 2. Mal! »Getraut« ist ein humorvoller Roman von Bestseller-Autorin Susanne Fröhlich um die Kult-Alltagsheldin Andrea Schnidt. Spätestens als Andrea Schnidt ihren Schwiegervater Rudi und seine Irene im nur gaaaanz leicht tüllüberdosierten Hochzeitsoutfit sieht, weiß sie es einmal wieder: für eine junge Liebe ist man nie zu alt. Und auch nicht für eine neue Perspektive. Die findet Andrea ausgerechnet in einem professionellen Frauenversteher, der verspricht, die emotionalen Lücken zu schließen, die Männer so in Frauenherzen hinterlassen. Ein höchst erfolgreiches Geschäftsmodell. Schließlich ist ihr Paul nicht der einzige, der es sich in der Beziehungshängematte etwas zu bequem macht. Und dann sind da noch die lieben Kinder - seine und ihre - die sich als Spitzenkräfte im Zumutungen produzierenden Gewerbe erweisen.  Mit ihrem empathischen Humor und ihren aus dem Leben gegriffenen Figuren begeistert Susanne Fröhlich Millionen von Leser*innen und landet regelmäßig auf den Bestseller-Listen. Die humorvollen Romane um Andrea Schnidt sind in folgender Reihenfolge erschienen: - Frisch gepresst - Frisch gemacht! - Familienpackung - Treuepunkte - Lieblingsstücke - Lackschaden - Aufgebügelt - Wundertüte - Feuerprobe - Verzogen - Abgetaucht - Getraut

Susanne Fröhlich ist eine der bekanntesten Autorinnen Deutschlands. Die Schriftstellerin und Journalistin arbeitet außerdem als Moderatorin. Sowohl ihre Sachbücher wie Fröhlich fasten als auch ihre Romane, zuletzt Getraut, wurden alle zu Bestsellern, darunter Moppel-Ich mit über 1 Million verkauften Exemplaren. Susanne Fröhlich lebt in der Nähe von Frankfurt am Main.  

Kapitel 6


Um kurz vor12:00 Uhr steht Rudi samt Hund Willich in seinem Anzug vor der Tür. Mit einem kleinen Blumenstrauß in der Hand. Man sieht und riecht, er hat alles gegeben. Auch an Eau de Toilette. Er ist ein sehr alter Mann, früher hätte man Greis gesagt, und wirkt wie ein Junge, dem die Einschulung bevorsteht. Freudig erregt. Rosige Wangen. Ich bin spontan gerührt. Willich hat eine dicke rote Samtschleife um den Hals, an der eine kleine Box baumelt.

»Jetzt wird doch alles irschendwie noch gut!«, strahlt ihn Irene an.

»Du bist wunnerschön! Was hab isch en Glück mit dir. Alle wern mich beneide. Isch fühl misch direkt verheiratet!«, sagt er sehr ernst, während er seine Braut gründlich mustert, und man hat den Eindruck, eine Ladung Glück strömt ihm aus allen Poren. Sie fallen sich in die Arme. Wie sie so dastehen, ineinander verschlungen, jedenfalls soweit es die Tüllmasse zulässt, diese beiden kleinen alten Menschen, kommen mir die Tränen. Eine Last-Minute-Seniorenhochzeit, selbst wenn sie in diesem speziellen Fall rein formell betrachtet gar keine ist, hat etwas noch Bewegenderes als eine »normale« Hochzeit. Sich zu trauen, wo die Endlichkeit so greifbar ist. Im Alter zu heiraten heißt, ich will diesen Weg, auch wenn er kurz sein kann und gepflastert mit Dingen wie Rollator, Pflegeversicherung und Patientenverfügung, mit dir gehen. Ja zu sagen, wenn der Verlust und die Trauer absehbar sind, finde ich ergreifend. Eine solche Entscheidung ist Optimismus und Hoffnung in Personalunion. Verbindlichkeit auf den letzten, oftmals beschwerlichen Metern. Das ist einfach schön.

 

»Kommen denn alle?«, erkundigt sich Rudi. »Hat des geklappt? Wisse alle Bescheid, des se net zum Römer fahrn, sondern gleich ins Restaurant? Und habe se dir geglaubt?«

»Ja«, antworte ich und gestehe nicht, dass ich – allen – bis auf Hanni, Irenes bester Freundin, und Ludwig, Rudis gutem Freund, die Wahrheit gesagt habe. Aber es wissen auch alle Bescheid, dass das Brautpaar denkt, keiner wüsste Bescheid. Ein Doppelbluff sozusagen. Es gibt Rudi und seiner Irene ein besseres Gefühl und erspart ihnen noch dazu einiges an Fragen. Der eine oder andere der Gäste wird mit Sicherheit mitbekommen haben, dass heute auf dem Römer sicherlich keine Trauungen stattfinden. Aber ich wollte mit meiner kleinen Notlüge Irene und Rudi weitere Aufregung ersparen. Und wer weiß, vielleicht rücken sie ja im Laufe der Feierlichkeiten doch noch selbst mit der Wahrheit heraus.

Rudi und Irene erscheinen tatsächlich erleichtert. »Verrückt is des ja schon, aber immerhin auch sicherlisch einzigartig. Ganz was Besonneres«, fängt Irene sogar an, den Reiz des Tricks zu genießen. »Da hat se recht, des hat net jedä!«, stimmt ihr Rudi zu.

»Lasst uns fahren!«, unterbreche ich die Turteltäubchen. »Je schneller, je besser. Ihr glaubt net, was isch för en Hunger hab!«, juchzt Irene.

Obwohl wir durch den Main von der Innenstadt getrennt sind, brauchen wir für nicht mal drei Kilometer fast vierzig Minuten. Die Stadt, nördlich und südlich des Mains, ist ein einziges Fahnenmeer. Man hat das Gefühl, wir drei sind die Einzigen, die kein Eintracht-Trikot tragen. Paul wird direkt aus der Praxis zum Restaurant fahren und hat sich schon vor Tagen seinen Anzug dorthin mitgenommen. »Hier geht gar nichts! Nehme die U-Bahn nach Sachsenhausen!«, schreibt er mir, als wir auf der Suche nach einem Parkplatz ums Restaurant kreisen.

Ich beschließe, Rudi und seine Braut, deren Kleid überall zu sein scheint, die halbe Windschutzscheibe ist von Flattertüll bedeckt, schon mal rauszulassen. »Geht vor, ich parke den Wagen und bringe den Hund mit. Bis gleich!«, sage ich, und Rudi muss Irene fast rauszerren. Das Kleid verhält sich wie Hefeteig. Es breitet sich stetig aus.

»Kaan Stress, Andrea, mir trinke schon mal aaner uff dich. Un danke. För alles. Du bist die beste Ex-Schwiegertochter, wo es gibt. Ohne dich wern mer vollkommen verratzt gewese.«

Was für eine Schnapsidee war es, mit dem Auto zu fahren. Wir hätten ein Taxi rufen sollen. Natürlich gibt es weit und breit keinen Parkplatz. Nich