MEINE BEGEGNUNG MIT DEM MAGIER UND DIE TÜR IN MEINE INNERE WELT
»Wenn ein Sturm über dein Leben hinwegzieht und es dir unmöglich erscheint, deinen Weg zu finden, dann denke daran, dass in dir eine Heldin lebt. Eines Tages wirst du zurückblicken können und sehen, dass in dir eine viel größere Kraft lebt, als du jemals zu glauben gewagt hättest und die dir half, dich selbst zu retten.« – Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, welchen Film ich damals schaute, aber diese Sätze haben sich in mein Gedächtnis gebrannt. Ich lag in meinem Bett. Bis auf den Einkauf in dem Lebensmittelgeschäft um die Ecke hatte ich dort den ganzen Tag verbracht, so wie all die Tage zuvor auch. Wie lange es schon so ging, daran erinnere ich mich nicht mehr. Ich bezweifle, dass ich es damals wusste. Den Überblick über die Tage hatte ich längst verloren.
Ich war Schauspielerin. Mein Weg hatte vielversprechend ausgesehen. Ich hatte Engagements an Theatern und konnte mein Leben damit bestreiten. Als schwierigere Tage kamen, dachte ich mir zunächst nichts dabei. Es ist nur eine Phase, meinte ich. Einmal eine längere Pause zwischen zwei Engagements, das kommt vor, das ist normal in diesem Beruf. Aber aus einem Monat wurden zwei, dann drei, dann vier und die Absagen türmten sich auf meinem Küchentisch. Irgendwann ging ich nicht mehr zum Briefkasten. Zusagen kamen immer telefonisch, Absagen per Post und mit den Absagen auch die Rechnungen, vor denen ich mich immer mehr fürchtete. Die Anzahl der Tage, in denen ich den Briefkasten nicht mehr geöffnet hatte, wurde mehrstellig und so verwandelte er sich für mich zu einem Ungeheuer. Ich hoffte, dass wenn ich ihn im Vorbeigehen nicht anschaute, mich dieses Monster, das sein Maul als Tür getarnt hatte, auch nicht angreifen würde. Dort an der Wand des Hausflurs erschien es so harmlos und war dabei so gefährlich. Vor allem, wenn man es mit dem Briefkastenschlüssel herausforderte.
Am Anfang ging ich noch häufig daran vorbei, weil ich Freunde traf und versuchte, mir immer wieder von ihnen einreden zu lassen, dass wir alle mal Durststrecken erlebten, dass es bestimmt bald wieder anders aussehen würde. Ich bemühte mich, ihnen zu glauben, aber in mir fühlte es sich an, als würde meine Welt untergehen. Ich kämpfte gegen dieses unangenehme Gefühl an, aber als die Kraft nachließ und das beängstigende Gefühl in mir nicht verschwand, da hörte ich auf, meine Freunde zu treffen und irgendwie muss es dann passiert sein, dass ich am Ende nur noch aufstand, um mir etwas zum Essen zu kaufen.
Es war zu dieser Zeit, dass ich fast unbeteiligt einen Film schaute und mich dieser Satz traf, als wäre er direkt an mich gerichtet: »Wenn ein Sturm über dein Leben hinwegzieht und es dir unmöglich erscheint, deinen Weg zu finden, dann denke daran, dass in dir eine Heldin lebt. Eines Tages wirst du zurückblicken können und sehen, dass in dir eine viel größere Kraft lebt, als du jemals zu glauben gewagt hättest und die dir half, dich selbst zu retten.« In diesem Moment durchfuhr mich der Gedanke: Was, wenn dieses eklige, so niederschmetternde Gefühl nicht daher kam, dass ich einfach nicht in der Lage war, positiv zu sein? Was, wenn dieses Gefühl die Wahrheit sagte? Was wenn dieses Gefühl ein Vorbote war, um mir zu sagen, dass der Wind sich gedreht hat und dass dieses Kapitel meines Lebens zu Ende ging? Wie konnte ich es schaffen, mich selbst aus der Dunkelheit zu retten, die sich wie ein Ring immer dichter um mich und mein Leben zu ziehen schien?
Wenige Tage nach diesem Abend wurde ich krank, sehr krank. Innerhalb weniger Stunden entzündete sich meine gesamte Ge