Der anmutige Schimmer der kostbaren Perlen und der Glanz des Goldes in den ersten Strahlen der Morgensonne zogen die junge Frau wie magisch an. Die siebzehnjährige Henriette Julia Schmerler, die von allen nur »Henya« genannt wurde, war am letzten Montag im Juli des Jahres 1888 in aller Herrgottsfrühe aufgestanden, um beim Bäcker Brötchen für sich und ihren Vater zu kaufen. Frankfurt am Main war gerade erst dabei, zu erwachen, die Straßen stellenweise menschenleer, und der bekannte Juwelier Robert Koch hatte noch geschlossen. Henya stand vor seinem Schaufenster und blickte wie schon so oft verträumt auf den bezaubernden Perlenschmuck dahinter. Dabei riss sie ein Stückchen aus einem der noch warmen Brötchen und schob es sich in den Mund. In der Spiegelung sah sie ihr eigenes, recht fraulich gewordenes Gesicht, das von goldenen Locken umrahmt wurde. Wie sie wohl mit solch schönem Perlengeschmeide am Hals aussehen würde?
Vom Besitzer des Uhrmacher- und Juweliergeschäfts hieß es, er sei der »Cartier Deutschlands, der Kö