Sonntag, 1. August
Solveig Marten zuckt zusammen, als hinter ihr die Schlafzimmertür zuknallt. Sie hat vergessen, dass auch das Badfenster weit offen steht. Doch etwas Durchzug tut gut, die Wohnung ist noch immer viel zu warm, obwohl es sich draußen schon etwas abgekühlt hat. Sie stellt einen Stuhl vor die eine und den Wäschekorb vor die andere Tür, schiebt die flatternden Gardinen beiseite und blickt hinaus. Zwischen den Plattenbauten weht eine Staubwolke hindurch. Wenn es doch nur endlich einmal regnen würde! Nicht so ein kurzes heftiges Gewitter wie gestern Abend, sondern ein schöner gleichmäßiger Landregen, wenigstens ein paar Tage lang.
Sie sieht auf die Uhr, es ist kurz nach elf. Schnell geht sie in die Küche, schmeckt das Gulasch ab und fügt einen Löffel saurer Sahne hinzu. Die Kartoffeln sind auch gar. Sie füllt das Essen in Thermobehälter und stellt es in einen Korb. Bevor sie die Wohnung verlässt, sieht sie im Vorbeigehen kurz in den Flurspiegel und streicht sich automatisch über das kurze Haar.
»Mist«, murmelt sie und betrachtet ärgerlich den Soßenfleck auf ihrem T-Shirt. Schnell umziehen – halt, den Schlüssel einstecken und dann die Treppen hinunter. Wenigstens steht das Fahrrad griffbereit neben der Haustür, damit war sie heute schon einkaufen. Gleich früh um sieben, noch bevor die Urlauber aktiv werden.
Jetzt allerdings sind sie unterwegs. Solveig steht minutenlang in der Einfahrt zu ihrem Wohngebiet, bevor sie