: Alice Winn
: Durch das große Feuer Roman | »Wer dieses Buch nicht liest, verpasst was.« Bonnie Garmus, Autorin von Eine Frage der Chemie
: Eisele eBooks
: 9783961611621
: 1
: CHF 13.50
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 496
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Gewinner Jugendliteraturpreis 2024 Eine unvergessliche Liebesgeschichte und ein mitreißender Pageturner. Gewinner des Waterstones Debut Prize for Fiction und des Debut Book of the Year bei den British Book Awards Für die englischen Eliteschüler Henry Gaunt und Sidney Ellwood ist der Krieg noch sehr weit weg. Nur über die wöchentlichen Meldungen in ihrer Schülerzeitung erfahren sie von den jungen Männern, die im Kampf an der Front ihr Leben lassen, und feiern sie als Helden. Doch Gaunt ist viel mehr beschäftigt mit der heimlichen Anziehung, die er für seinen charmanten Freund Ellwood empfindet, ohne zu ahnen, dass auch dieser Gefühle für ihn hegt. Als sich die beiden schließlich nacheinander bei der britischen Armee melden, holt die Realität sie schnell ein - und verändert das Leben und die Freundschaft der beiden Männer auf unvorhersehbare Weise. »Wer dieses Buch nicht liest, verpasst was.« Bonnie Garmus, Autorin von Eine Frage der Chemie »Der Inbegriff eines Pageturners.« Sunday Times »Eine außergewöhnliche Liebesgeschichte. Wann kamen mir Romanfiguren das letzte Mal so real vor, so liebenswert, so lebendig? Alice Winn haucht vertrauter Geschichte neues Leben ein und führt uns in diesem großartigen Debüt die ganze Bandbreite menschlichen Lebens vor Augen.« Garth Greenwell, Autor von REINHEIT und WAS ZU DIR GEHÖRT »Durch das große Feuer ist ein großartiges Buch - mitreißend und überwältigend, klug und gefühlvoll, mit Anklängen an Wiedersehen mit Brideshead und Abbitte. Ich liebe es!« Lev Grossman

ALICE WINN wuchs in Paris auf und wurde in britischen Internaten erzogen. Sie studierte Englische Literatur an der Oxford University und lebt heute in Brooklyn, wo sie auch Drehbücher schreibt. 'Durch das große Feuer' ist ihr Debütroman und wurde für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert und von Waterstones zum Roman des Jahres gekürt.

1. kapitel

Ellwood war ein präfekt, deswegen hatte er in dem Jahr ein famoses Zimmer, eines, durch dessen Fenster man auf einen merkwürdigen Dachvorsprung gelangte. Ständig kletterte er irgendwo herum, wo er nichts zu suchen hatte. Wer aber den Ausguck auf dem Dach am meisten liebte, war Gaunt. Es gefiel ihm, die Jungs bei ihren Stippvisiten in der Fletcher Hall zu beobachten, wo sie Kekse stibitzten, zu verfolgen, wie Präfekte über den Rasen im Hof schlenderten, wie der Orgelmeister die Kapelle verließ. Es beruhigte ihn zu sehen, dass die Schule auch ohne ihn ihren geordneten Gang weiterging, und zu wissen, dass er darüber erhaben war.

Ellwood saß auch gern auf dem Dach. Er formte seine Hände zu einem Gewehr und feuerte auf alle, die unten vorbeigingen.

»Verdammter Fritz! Den hab ich ins Auge getroffen. Bringdas dem Kaiser nach Hause!«

Gaunt, der die Sommer meist in München verbracht hatte, schloss sich diesen Kriegsspielen eher nicht an.

Er balancierte denPreshutian beim Umblättern auf den Knien und las den letztenIn Memoriam. Sieben der neun Gefallenen hatte er gekannt. Der längste Nachruf war Clarence Roseveare gewidmet, dem ältesten Bruder eines von Ellwoods vielen Freunden. Zur Würdigung von Gaunts Freund – und Feind – Cuthbert-Smith hatte ein magerer Absatz genügt. Beide Jungs waren, so versicherte ihn derPreshutian, eines heldenhaften Todes gestorben. Wie jeder andere Schüler von Preshute, der bislang im Krieg gefallen war.

»Peng!«, machte Ellwood leise neben ihm. »Auf Wiedersehen!« Das sagte er auf Deutsch.

Gaunt zog heftig an seiner Zigarette und faltete die Zeitung zusammen.

»Über Roseveare haben sie ein ganzes Stück mehr zu sagen als über Cuthbert-Smith, was?«

Ellwoods Gewehr wurde wieder zu Händen. Die Finger geschickt, langgliedrig, tintenverschmiert.

»Ja.« Gedankenverloren fasste er sich ans Haar. Es war dunkel und widerspenstig. Er glättete es immer mit Pomade und strich es nach hinten, lebte aber in der ständigen Angst, eine aufsässige Strähne könnte sich lösen und die falsche Art Aufmerksamkeit auf ihn lenken. »Ja, das fand ich auch etwas schäbig.«

»Ein Bauchschuss!« Unwillkürlich wanderte Gaunts Hand zu seinem eigenen Bauch. Er stellte sich vor, wie er von einem Stück Metall gestreift und aufgerissen würde. Unschön.

»Roseveare nimmt das mit seinem Bruder ziemlich mit«, sagte Ellwood. »Die drei Roseveares standen sich sehr nah.«

»Im Speisesaal kam er mir eigentlich vor wie immer.«

»Er ist keiner, der viel Aufhebens macht«, sagte Ellwood und runzelte die Stirn. Er griff nach Gaunts Zigarette und vermied dabei gewissenhaft, dessen Hand zu berühren. So körperlich Ellwoods Beziehung zu seinen anderen Freunden auch war, Gaunt berührte er so gut wie nie, wenn sie sich nicht gerade zum Spaß prügelten. Gaunt wäre lieber gestorben, als Ellwood zu erkennen zu geben, wie viel ihm das ausmachte.

Ellwood zog einmal und gab Gaunt dann die Zigarette zurück.

»Was wohl in meinemIn Memoriam stehen würde?«, sinnierte er.

»›Eitler Geck stirbt bei tragischem Schirmunglück. Ermittlungen anhängig.‹«

»Nein«, widersprach Ellwood. »Nein. Ich glaube, eher etwas wie ›Heute hat die englische Literatur ihren hells